Rezension

Der Funke konnte nicht überspringen

Deine Worte in meinem Herzen - Nina Schiffer

Deine Worte in meinem Herzen
von Nina Schiffer

Eine Geschichte mit viel Potential, dennoch konnte der Funke leider nicht überspringen. Bei dem schwierigen Thema rund um Koma und Mutismus hätte ich mir außerdem etwas mehr Fachwissen durch Recherche gewünscht.

„Deine Worte in meinem Herzen“ von Nina Schiffer (Debütroman)

 

Seit einem verheerenden Autounfall liegt Ellas älterer Bruder im Koma. Seitdem hat die 16-jährige kein Wort mehr mit Fremden gesprochen. Ihre Eltern vergraben sich in alltäglichen Unwichtigkeiten und ihrer Arbeit. So ist Ella in ihrer Sorge auf sich alleingestellt. Im Krankenhaus trifft sie auf den sympathischen Krankenpfleger Hannes und auf den attraktiven Leonard, der seine krebskranke Mutter ebenfalls regelmäßig besuchen kommt.

 

Ich muss gestehen, dass ich sehr hohe Erwartungen an das Buch hatte, weil es mir von einer Freundin empfohlen wurde. Das Cover ist wirklich sehr hübsch und ein echter Hingucker. Auch wenn ich kein Fan von diesen realistischen Fotos auf dem Cover bin, weil sie niemals den Charakteren in meiner Fantasie entsprechen. Dennoch ist dieses für die Stimmung des Buches passend gewählt. Der Titel ließ mich eher ein romantisches Buch erwarten und den Bezug zum Titel habe ich nicht ganz verstanden.

Der Einstieg in die Geschichte war einerseits leicht, weil man sehr schnell in die Geschichte eingeführt wurde und aus Ellas Sichtweise erzählt wird. Andererseits schleppend, weil ich nicht wirklich in das Buch abtauchen konnte. Die Handlung kam eher schleppend voran. Es gab viele Wiederholungen von der schon geschehenden raren Handlung, was die Geschichte noch mehr streckte. Die Protagonistin Ella ist ein typischer Teenager. Manchmal war es schwer ihren Gefühlsausbrüchen und vor allem den schnellen Wechseln zu folgen. Manchmal wollte ich sie einfach nur schütteln, wenn sie plötzlich zum Moralapostel mutierte, aber sie blieb sich als Teenager treu. Hier ist es ein klarer Vorteil, dass die Autorin selbst noch sehr jung ist. Das 16-jährige Ich ist dadurch ziemlich authentisch geworden. So authentisch Ella mir erschien, so oberflächlich blieben die restlichen Charaktere leider. Jeder hatte zwei oder drei Eigenschaften, die immer wieder zum Vorschein kamen. Es gab keine Überraschungen und die Handlung blieb sehr vorhersehbar. Insgesamt schien das Buch in einer Art Blase stattzufinden. Es erschienen immer die gleichen Charaktere, die in einer erschreckenden Regelmäßigkeit immer das gleiche taten.

Das Thema Koma ist ein sehr schwieriges Thema. Doch ich hätte mir bei diesem ernsten Thema  etwas mehr Recherche gewünscht, um Aussagen des Krankenpflegers oder des Arztes glaubwürdiger zu gestalten. Die Stimmung im Buch ist sehr drückend. Die Liebesgeschichte erscheint dadurch irgendwie surreal. Doch so drückend die Stimmung auch ist, es gab keine Szene, wo sich die Stimmung einmal so richtig auf den Leser entlud oder gar Tränen flossen.

Das Potential war auf jeden Fall da. Einige Formulierungen waren sehr gut gewählt und hätten glatt als Postkartensprüche durchgehen können. Doch genau das hat auf mich so gestelzt gewirkt und die Dialoge durch diese „perfekten“ Antworten eher schwach gestaltet. Es war einfach nicht rund. Insgesamt konnte der Funke leider nicht auf mich überspringen, obwohl gerade solche dramatischen Geschichten genau mein Ding sind.

 

Zusammenfassend gesagt:

Eine Geschichte mit viel Potential, dennoch konnte der Funke leider nicht überspringen. Bei dem schwierigen Thema rund um Koma und Mutismus hätte ich mir außerdem etwas mehr Fachwissen durch Recherche gewünscht.