Rezension

Der Glaube kann erschreckende Blüten treiben!

Sörensen fängt Feuer - Sven Stricker

Sörensen fängt Feuer
von Sven Stricker

Bewertet mit 5 Sternen

★★★★★

★★★★★ 

Sörensen, der sowieso schon mit sich selbst genug zu tun hat, machen die Ereignisse im sonst so verschlafenen Katenbüll ganz schön zu schaffen. Es ist kurz vor Weihnachten und dem brotlosen Künstler Ole Kellinghusen, der bald Vater wird, läuft eine verstörte, abgemagerte junge Frau im Nachthemd und mit bloßen Füßen vors Auto. Jette, wie sie heißt, ist blind und aus ihrem Zuhause, das im Grunde nur ein Gefängnis war, geflüchtet. Nach und nach finden Sörensen, Jennifer, Malte, Dhonau und Faltermeyer erschreckende Dinge heraus. Sie kämpfen gegen die Zeit und gegen Intrigen – aber auch gegen ihre eigenen Dämonen und Geheimnisse …

 

Sven Stricker hat es auch mit diesem Buch geschafft, mich komplett nach Katenbüll zu holen. Ich bin bereits mit den ersten Zeilen ganz tief in die Geschichte versunken. So schräg die Charaktere sein mögen, so lebensnah und echt und authentisch sind sie auch. Gerade die Schwächen von Sörensen, der auch in diesem Band (noch?) keinen Vornamen hat, machen ihn unbeschreiblich liebenswert. Bjarne Mädel trifft das schon sehr genau – Sörensen ist einfach beängstigend gut. Ich hab mich ein wenig in ihn verliebt!

 

So eine gewisse Ähnlichkeit mit Colombo kann man Sörensen nicht abstreiten. Ein seltsamer Mann mit Hund, ungewöhnlicher Methoden, geheimnisvoller Name, ein wenig unnahbar, aber man muss ihn mögen! Das schadet dem Krimi kein bisschen und ist auch kein Abklatsch. Männer wie Sörensen und Colombo brauchen einfach einen Hund an ihrer Seite, das geht gar nicht anders!

 

Die privaten Baustellen der Protagonisten sind geschickt eingewebt und belasten die Handlung nicht. Alles passt perfekt ineinander und auch die Momente, in denen man sich an die Stirn schlagen möchte, lassen den Krimi realitätsnah werden. Ich liebe es, wie lustige, humorvolle Szenen traurigen, herzergreifenden Momenten die Klinke in die Hand geben, sich vermischen und mir tief unter die Haut gehen. Das ist große Kunst! Wunderbar auch, wie die gern mal extrem knappe Sprache der Friesen in Szene gesetzt wird. Da reicht für einen Satz auch gern mal ein einziges Wort. Herrlich! Verblüffend, dass damit dann tatsächlich auch genug gesagt ist.

 

Man rätselt bis zum Ende mit, wer nun der Mörder ist. Alles ist in sich schlüssig, dennoch ist das Ende eine kleine Überraschung. Das ist perfekt gelungen – ganz ohne unglaubwürdige Zufälle und Ereignisse. Wunderbar realitätsnah, spannend und authentisch. Mir hat’s bestens gefallen!

 

Ein kleiner Hinweis an den Verlag noch: Bitte eine größere Schriftart nutzen. Auch mit Lesebrille ist das arg anstrengend, wenn die Schrift so klein ist! Mir ist schon klar, dass dieses Buch dann dicker geworden wäre, aber ich denke, die Lesefreundlichkeit sollte nicht aus den Augen verloren werden.

 

Das aber nur am Rande – für den Krimi gibt es begeisterte fünf Sterne!

★★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»