Rezension

Der Hort der Gepiden. Teil 1: Kein Elefant vor Sirmium

Der Hort der Gepiden
von Ulla Puntschart

Ein "Road Movie" in die dunkle, unbekannte Welt der Völkerwanderung auf dem Balkan

Einen bunten Bilderteppich breitet die Autorin in ihrem Debutroman aus. Da ist einmal die zwölfjährige Edwina, die zusammen mit ihrer Ziehmutter und einigen Gefährten aus Verona flieht, um einer Verheiratung zu entgehen. Die fünf wandern durch Oberitalien, gelangen nach Emona und setzten ihre Reise auf der Save fort. Wie sich herausstellt, hat die Ziehmutter Unna noch Verwandte in der Sirmensis, das ist der östlichste Zipfel der Pannonia. Dort kommen sie über den Winter unter, aber das Leben auf dem Dorf ist kein Honigschlecken! Eines Tages tauchen drei merkwürdige Gestalten auf. Sie geben sich aus als Klosterleute, aber irgendetwas scheint an ihnen nicht zu stimmen. Dann trifft noch dazu die Nachricht ein, dass ein Einsiedler aus der Gegend verschwunden ist.
In Konstantinopel lebt eine vornehme Dame, die eigentlich die Tochter des einstigen Langobardenkönigs Alboin ist. Der wurde vor einem halben Menschenalter heimtückisch ermordet. An dieser Stelle kreuzen sich die Handlungsstränge: auch Unna kannte Alboin und sie erlebte die ganze schreckliche Geschichte! Es war ein Ehedrama zwischen Alboin und seiner Frau Rosamunde, der letzten Königin der Gepiden.
Die Geschichte ist wunderbar leicht erzählt. Vielleicht sind es ein wenig zu viele Namen und Figuren. Aber gleichzeitig ist es spannend, wie das Panorama ständig wechselt: von den herbstlichen Flussauen am Balkan zum großstädtischen Szenario in KOnstantinopel, vom Winter im Gebirge zum verschafenenen Hafen von Pola in Istrien. Die Geschichte spielt an mehreren Orten, sie "fliegt" gleichsam über Land. Man fängt schon bald an, es zu mögen.