Rezension

Der Klappentext verrät zu viel

Der Duft von Erde und Zitronen - Margherita Oggero

Der Duft von Erde und Zitronen
von Margherita Oggero

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch „Der Duft von Erde und Zitronen“ von Margherita Oggero ist bei der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) erschienen. Das Cover des Umschlags passt zum Beginn des kurzen Textes auf der Rückseite "Ein Mädchen in einem Versteck - ein Fenster in die Welt". Die Umrisse des Fensters sind nicht klar zu erkennen. Die junge Frau auf dem Cover im sommerlichen gelben Shirt richtet ihren Blick nach außen. Der türkisfarbene Grundton des Umschlags wird vom türkisen Hardcover-Einband des Buches übernommen. Das Lesebändchen ist passend zum Titeldruck in orange. Das Buch umfasst 312 Seiten, die zwar in Kapitel eingeteilt sind, die aber keine weiteren Bezeichnungen tragen.

Die Autorin erzählt aus mehreren Perspektiven. Einerseits berichtet Immaculata genannt Imma als Ich-Erzählerin von Ihrem derzeitigen Leben bei einer Tante von ihr im Norden Italiens. Die Erinnerung an den Duft, den ihre Mutter mit sich trug ist titelgebend. Anderseits wird die Familiengeschichte Immas aufgerollt, angefangen bei der Geburt des jüngsten Kindes von Immas Großmutter. Jedoch beginnt nach einigen Seiten ein weiterer Erzählstrang mit der Geschichte der Tante Rosaria, mit der Imma nur entfernt, im 4. Grad verwandt ist und bei der sie nun lebt. Sowohl Imma wie auch Rosaria streben danach, unabhängig zu sein. Das Leben beider wird beeinflusst durch die Gesellschaft in der sie leben. Beide wachsen in der Nähe von Neapel auf, wo die Clans der Camorra das Zusammenleben bis in die Dörfer hinein beeinflussen. Immas Oma ist stolz darauf, dass ihre Familie bisher noch nicht in die Machenschaften hineingezogen wurde. Vor allem die Mädchen müssen vor den Söhnen und Handlangern des Clanchefs geschützt werden. Aber bereits Immas Mutter sucht so wie Imma diesen Schutz der auch einengt zu durchbrechen. Bis ein Verbrechen geschieht und Imma als Folge zu ihrer Tante gebracht wird undsozusagen eingesperrt wird. Doch auch hier sucht sie sich einen Weg …

Auch Rosaria strebt nach Unabhängigkeit. Sie war das einzige Mädchen unter fünf Geschwistern und ihre Mutter starb früh. Um nicht nur der Familie als Haushaltshilfe zu dienen stimmt sie erfreut zu, als der Notar vor Ort ihr eine Arbeitsstelle anbietet. Dort lernt sie auch ihren späteren Ehemann kennen. Der Leser begleitet sie auf ihrem Weg. Sie lernt ihren eigenen Willen durchzusetzen. Häppchenweise kann der Leser die Geschichten der verschiedenen Charaktere zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Wer nicht zu viel Informationen vorweg erhalten möchte, sollte auf das Lesen des Klappentextes (innen auf dem Umschlag) verzichten. Das Buch ist flüssig geschrieben und daher leicht zu lesen, aber durch die (leider teilweise sehr kleinen) Erzählstücke der unterschiedlichen Ebenen ohne weiter Betitelung der Kapitel z.B. mit Ort und Zeit ist es mitunter schwierig dem jeweiligen Erzählstrang zu folgen. Letztlich wird der Leser aber auch dadurch aufgefordert sich intensiver mit der Geschichte zu beschäftigen und die wenigen neuen Informationen der kleinen Kapitel halten den Spannungsbogen aufrecht, weil man einfach weiterlesen muss, um mehr zu erfahren. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter.