Rezension

Eine Geschichte, in der man Italien richtig fühlen kann, in Familiengeschichten eintaucht und mit einer einsamen Jugendlichen tiefgründige Gedanken teilt.

Der Duft von Erde und Zitronen - Margherita Oggero

Der Duft von Erde und Zitronen
von Margherita Oggero

Bewertet mit 3 Sternen

Gleich zu Anfang sei gesagt, dass der Klappentext von Margherita Oggeros “Der Duft von Erde und Zitronen” ziemlich irreführend ist. Die 13-jährige Protagonistin Imma lebt in einem Versteck, ja, und sie sieht auch durch das Fenster in die Welt – aber DAS Buch mit dem das Leben beginnt findet man nicht. Weder in noch an dem Buch.

Während Schreibstil und Handlungsverlauf auf den ersten Seiten noch klar strukturiert sind, wird es auf den folgenden Seiten zunehmend wirrer. Man erfährt viel über Immas und Rosarias Familien, wie diese zueinander stehen und vor allem davon, wie schwer es Rosaria in ihrer Ehe hatte. Obwohl der Roman in der Gegenwart spielt, hat die Frau in Italien – vor allem in den dörflichen Gegenden – offenbar noch lange nicht die Gleichberechtigung erlangt. Eine große Rolle spielt dabei vor allem, was wohl die Dorfgemeinschaft über einen denkt und deshalb wird lieber viel erduldet als sich befreit.

Mir ging es so, dass ich aber nach etwas mehr als der Hälfte so allmählich anfing durchzublicken. Dem Leser gelingt es langsam, die vielen Namen den Familien und Schicksalen zuzuordnen und ab da wird es einfacher, das Buch zu lesen und man kann auch mitfühlen. Gegen Schluss verläuft dann alles wieder so strukturiert wie am Anfang bis die Geschichte plötzlich und unvermittelt endet, was mich sehr irritierte. Gerade als anfängt Gefahr zu drohen, bricht das Buch ab… Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es einen zweiten Teil gibt… Der Leser bleibt im Ungewissen.

Was mich an “Der Duft von Erde und Zitronen” aber sehr berührte, sind die Gedanken der noch sehr jungen Imma, die oft voller Sehnsucht nach ihrer Heimat, sehr tiefgründig und ergreifend sind und die von einem gewissen Weltenschmerz zeugen, der vielleicht auch in der Autorin ruht und mir teils regelrecht die Tränen in die Augen trieb.