Rezension

Der kleine Diplomat

Der Gehängte von Conakry -

Der Gehängte von Conakry
von Jean Christophe Rufin

Bewertet mit 4 Sternen

Aurel Timescu ist nur der Vertreter des Honorarkonsuls, was er während er seiner Arbeit auch immer wieder zu spüren bekommt. Dennoch versucht Timescu dankbar zu sein, schließlich konnte er seine rumänische Heimat verlassen und sogar in den französischen Staatsdienst eintreten. Nun ist der Chef abwesend und als ein Toter im Yachthafen von Conakry, der Hauptstadt Guineas gefunden wird, nutzt Aurel die Chance, endlich mal was Richtiges zu tun. Bei dem toten Yachtbesitzer handelt es sich um einen reichen Franzosen. Da muss die Botschaft an den Ermittlungen beteiligt werden und auch die Verwandten in Frankreich sind zu informieren.

 

Dieses ist das erste Rätsel, welches Konsul Aurel Timescu zu entschlüsseln sucht. Von seiner Tätigkeit unterfordert, von der Hitze seines Einsatzortes überfordert, versteht es Aurel doch den Wein zu genießen, sich hin und wieder ans Klavier zu setzen und sich nicht allzu sehr über seine kleine Statur zu ärgern. Die Entdeckung des Toten bringt einige Turbulenzen in Timescus Leben. Die örtliche Polizei neigt dazu, es sich einfach zu machen. Sie geht von einem einfachen Raubüberfall aus. Timescus Theorien würden ungehört verhallen, wenn er sich nicht eine exklusive Art ihrer Präsentation einfallen lassen würde.

 

Auch als Diplomat muss man sich hocharbeiten. Das merkt man an den mehr oder weniger entlegenen Orten, an denen die Mitarbeiter eingesetzt werden. Nun ist Conakry an der Westafrikanischen Küste nicht gerade das Zentrum der Weltpolitik, aber wenigstens ist es warm. Das kann auch stören, wie man am Beispiel Timescus merkt. Dennoch wirkt der verschrobene kleine Diplomat sympathisch, gewitzt und eben diplomatisch. Besonders wenn er seine durchaus schlauen Gedanken den Kollegen eingeben muss, um deren Untersuchungen in die richtige Richtung zu lenken. Auch wenn der den Tod eines Menschen bedauert, so ist er doch Feuer und Flamme, an einer Ermittlung beteiligt zu sein. Neben dem spannenden Kriminalfall bekommt man als Leser auch einen Einblick in das Leben eines nicht so bekannten Landes in Afrika. Von Stil her könnte man beinahe annehmen, die Handlung sei in den 1950ern angesiedelt, wozu auch das farbenfrohe und Fernweh weckende Cover beiträgt, wenn Aurel jedoch Handy und Computer rausholt, wird man schnell eines besseren belehrt. Dieser angenehm zu lesende Krimi erfreut mit einem durchaus ernsthaften Fall und seinem etwas verschrobenen Ermittler.