Rezension

Ein herrlich schräger Kriminalroman

Der Gehängte von Conakry -

Der Gehängte von Conakry
von Jean Christophe Rufin

Dass dieser Kriminalroman eine etwas andere Richtung einschlägt, zeigt sich bereits in dem außergewöhnlichen Protagonisten. Natürlich ermittelt die örtliche Polizei als im Jachthafen von Conakry eines Morgens ein toter Franzose von dem Mast eines Schiffes hängt, doch noch jemand zeigt deutliches Interesse an der Suche nach dem Schuldigen: Aurel Timescu, seines Zeichens französischer Konsul und passionierter Hobby-Detektiv wittert einen spannenden Fall, hinter dem mehr zu stecken scheint, als die Polizei vermutet. Gemeinsam mit der Schwester des Opfers nimmt Aurel seine eigenen Ermittlungen auf und stößt schon bald auf ein Geheimnis, für das der ein oder andere durchaus zu morden bereit wäre. 

Mir hat "Der Gehängte von Conakry" echt gut gefallen. Der Schreibstil von Autor Jean-Christophe Rufin ist leichtgängig, charmant und flüssig, sodass die Seiten nur so dahin fliegen. Das Besondere an diesem Krimi ist aber selbstredend der verantwortliche Ermittler Aurel. Der in Rumänien aufgewachsene Weißwein-Liebhaber und Pianist ist über Umwege in die Position des fanzösischen Konsuls in Guinea gerutscht und versucht im Wesentlichen mit dem schnöten Alltag im Konsulat und den tropischen Temperaturen zurecht zu kommen. Von seinen Kollegen im Konsulat wird er wegen seiner verschrobenen Art eher belächelt, doch einen Vorteil hat das Ganze. Als Aurel mit den Formalitäten für den Toten Franzosen betraut wird und mit seinen eigenen Ermittlungen beginnt, wundern sich die Kollegen nicht weiter über sein Verhalten.
Obwohl Aurel anfangs nicht den Eindruck erweckt, sonderlich erfolgreich bei der Polizeiarbeit zu sein, entpuppt er sich doch als aufmerksamer Beobachter und intelligenter Charakter. Mit seiner schrägen Art und den Eigenheiten ist er ein reichlich schräger, aber unglaublich erfrischender Protagonist, den man gerne begleitet. 

Im Vergleich zu ihm wirkten die verschiedenen Nebenfiguren allerdings etwas blass. Ich glaube die Geschichte wäre ein wenig ausbalancierter, wenn die Begleitcharaktere etwas mehr Tiefe hätten. Ansonsten sind die Figuren wirklich gut in die Handlung mit eingebunden. 

Das Buch ist nicht übermäßig Spannungsgeladen, sondern kommt eher im Stil einer Hercule Poirot - Erzählung daher. Intelligent erzählt und mit interessanten und überraschenden Wendungen bleibt der wahre Täter bis zum Schluss ein wohlbehütetes Geheimnis.

Wer gerne Krimis liest und mal Lust auf einen kleinen Tapetenwechsel hat, soll heißen eine etwas andere Atmosphäre und einen ausgefallenen Protagonisten kennenlernen möchte, wird mit "Der Gehängte von Conakry" sicherlich Freude haben. Dieser gemütliche Kriminalroman wird seinen Lesern definitiv einige schöne Lesestunden bescheren.