Rezension

Der Thrill fehlt

Eine Billion Dollar - Andreas Eschbach

Eine Billion Dollar
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 3 Sternen

Was wäre, wenn du eines Morgens aufwachst und der reichste Mensch der Welt bist? John Fontanelli hat sich das zwar nie überlegt, aber ausgerechnet ihm passiert es, dem Pizzakurier aus New Jersey. Doch wie es so schön heisst, mit grosser Macht kommt grosse Verantwortung, und John soll mit seinem Vermögen nichts Geringeres anstellen, als die Zukunft der Menschheit zu retten…

„Eine Billion Dollar“ wird in der dritten Person in der Vergangenheit geschildert, in erster Linie aus der Sicht von John Fontanelli. Aber auch andere Figuren stehen zwischenzeitlich im Fokus. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre und zieht sich über mehrere Jahre hin. Obschon John klar im Fokus des Buches steht, erfährt man nicht besonders viel über ihn. Er scheint ein sympathischer Mensch zu sein, etwas naiv aber immer bestrebt, seinen Auftrag zu erfüllen und die Menschheit zu retten. Dabei ist ihm allerdings die längste Zeit nicht klar, wie das gehen soll (wenn es so einfach wäre, hätte es ja wahrscheinlich schon lange irgendjemand erledigt, oder?). Er lässt sich von den verschiedensten Leuten dazu beraten, die unterschiedliche Theorien vertreten. Die Darlegung dieser Theorien und die Erläuterung, wie John zu seinem Geld gekommen ist und wie es sich vermehrt, machen einen Grossteil des Buches aus. Im Grunde ist das als Thriller verkaufte „Eine Billion Dollar“ also nichts anderes als eine ansprechend verpackte Lektion in Sachen Finanzwesen, Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft. Eigene Ideen hat Fontanelli übrigens so gut wie keine, er lässt sich in erster Linie von aussen steuern, bis hin zur Auswahl von Kleidung und Wohnsitz.

Neben dem, ich nenne es mal „wissenschaftlichen Teil“ bleibt nur wenig Platz für die eigentliche Handlung, die meisten Geschehnisse dienen nur dazu, den Leser auf die nächste „Lektion“ vorzubereiten. Dadurch passiert sehr wenig und die Spannung geht flöten. Zahlreiche Handlungsstränge werden erst eingeführt, um dann im Nichts zu verlaufen und nie wieder erwähnt zu werden, Fragen dazu bleiben unbeantwortet. Wenn es mal doch kurzfristig spannend wird, wird die Situation schon kurze Zeit danach aufgelöst, damit alles wieder im alltäglichen Trott landet. Ob die Menschheit schlussendlich gerettet werden kann und das Geld sinnvoll angelegt wurde, lässt der Autor Andreas Eschbach übrigens offen – ein doch etwas unbefriedigendes Ende.

Es gibt zu dem Buch auch ein (stark gekürztes) Hörspiel, ich habe allerdings das ungekürzte Hörbuch gehört. Das Hörbuch wird von Volker Niederfahrenhorst gelesen. Ich habe ihm gerne zugehört, er hat den Text ansprechend rübergebracht und bei den Dialogen jeder Figur genügend Eigenheiten verpasst, ohne dabei künstlich oder gar lächerlich zu wirken.

 

Mein Fazit

Wenig Handlung, viel Wirtschaft. Für einen Thriller fehlt eindeutig der Thrill.