Der Wirklichkeit entkommen...
Bewertet mit 4 Sternen
Maria Margarita ist das jüngste von fünf Kindern und die einzige Tochter des Hauses. Der Vater ist Invalide und bezieht eine winzige Rente, die Mutter hat die Familie verlassen.
Weil das Geld nicht reicht, kann immer nur höchstens einer die Kinovorstellung besuchen, und so wechseln sich Maria Margarita und ihre Brüder damit ab. Wieder zu Hause, müssen die Kinder den Film nacherzählen - und der Vater beschließt, dasjenige Kind zum "Filmerzähler" zu erklären, das die Aufgabe am besten löst...
Ein zauberhaftes schmales Büchlein, das trotz der Kürze der Kapitelchen wortgewandt das Leben in dieser Einöde begreiflich werden lässt. Erzählt wird aus der Sicht der kleinen Maria Margarita, allerdings mit einer gewissen Distanz zum Leser.
Am intensivsten ist die Darstellung, wenn von der Kunst des Filmerzählens gesprochen wird: " Ohne mir viele Gedanken darüber zu machen, war ich zu jemandem geworden, der für andere eine Scheinwelt erschafft (...) Meine Filmerzählungen holten die Leute aus dem bitteren Nichts der Wüste und führten sie, wenn auch nur für ein Weilchen, in wunderbare Welten (...)" (S. 77)