Rezension

Diamonds are a girl's best friend

Kiss & Crime - Küss mich bei Tiffany - Eva Völler

Kiss & Crime - Küss mich bei Tiffany
von Eva Völler

Bewertet mit 2.5 Sternen

INHALT
Eine ganz besondere Überraschung wartet auf Pascal. Für ihn geht es nicht nur gemeinsam mit Sarah zu einer beruflichen Tagung nach New York, sondern die beiden werden von Emmy und Oma Gerti begleitet. Doch bereits im Flieger lässt sich erahnen, dass esturbulent werden wird. Die vier treffen auf den Filmemacher Dicky, der einen Hang zur Dramatik hat und den Ärger momentan noch stärker anzieht als Emmy selbst.
 
MEINUNG
Ich habe mich riesig auf den zweiten Teil gefreut, denn mit dem ersten Band verbinde ich wundervolle Erinnerungen und noch wundervollere Menschen. Die Fortsetzung spielt in New York City und somit waren ähnlich Voraussetzungen gegeben wie zuvor. Ich konnte die Rhön als Schauplatz im echten Leben vor dem Lesen kennenlernen und auch New York City habe ich bereits zweimal bereist. Zwar habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht als Emmy und der Rest der Bande, aber viele der typischen Touristenspots kenne ich aus erster Hand. So versprach es auch dieses Mal ein ganz besonderes Lesegefühl zu geben.

"Also auf ins Abenteuer" ~ S. 56 

Der Schreibstil ist wie bereits im ersten Band sehr einfach gehaltenund durch kurze Sätze geprägt. Also perfekt für die Zielgruppe gewählt und für ein Jugendbuch durchaus passend gestaltet. Durch die Wahl der Ich-Perspektive lernt man Emily am besten kennen, da man in ihre Gefühlswelt eintaucht. Zwischendurch wechselt die Erzählperspektive und der Leser erhält kurze Einblicke in ein bisherunveröffentlichtes Drehbuch, welches die Geschehnisse aufgreift. Außerdem schreibt der Drehbuchautor zwischendurch seiner Verlobten Emails, um sie von seinen dubiosen Erlebnissen sofort in Kenntnis zu setzen. Somit war Raum für ein wenig Abwechselung in der Geschichte und ein toller Rahmen für einen spannenden Krimi geliefert.

Leider schwächelt der zweite Band der Kiss & Crime Reihe für mich inhaltlich gewaltig. Zu viele Szenen drehten sich darum, dass Emmy und Pascal keine Zeit für sich hatten und immer unterbrochen wurden kurz bevor es heiß herging. Zu Beginn war es vielleicht ganz witzig, aber irgendwann war es einfach nur noch schlechter Slapstick, der mir das Lesevergnügen verdorben hat. Allgemein war die Geschichte sehr unrealistisch und nach einer Weile konnte man nicht mehr darüber hinwegsehen. Allein die Tatsache, dass sich die altbekannte Gruppe trotz ihrer Vorgeschichte und Ausbildung von einem exzentrischen Holländer in ein Luxushotel einladen lassen, obwohl eigentlich niemand ein gutes Gefühl bei der Sache hat. Aber was ist schon ein wenig Gefahr, wenn man dafür in einer Suite mitten in Manhattan übernachten kann? Klingt total nachvollziehbar. Darüber hätte ich sogar noch hinweg sehen können, aber die Kleinigkeiten häuften sich, sodass die ganze Geschichte an Glaubwürdigkeit verloren hat. Besonders gestört hat mich, dass der Drehbuchautor Dicky unglaublich paranoid ist und sogar sein Handy in den Kühlschrank legt, um ja nicht abgehört zu werden. Gleichzeitig schreibt er jedoch Emails voller Details illegaler Geschäfte an seine Verlobte. Passt für mich irgendwie nicht zu seinem Hang zur Paranoia.

"Du bist nicht dämlich. Nur manchmal ein bisschen zu impulsiv." ~ S. 253 
  
Wo der erste Teil noch durch Humor und rührende Szenen punkten konnte, gab es im zweiten Teil misslungenen Slapstick und schlechte Lügen. Pop-kulturelle Referenzen reihten sich am Anfang nebeneinander. So kam es, dass ich den indischen Chauffeur namens Ranjid irgendwie nicht lustig finden konnte, trotz der Anspielung auf "How I Met Your Mother". Die Charaktere konnten mich leider auch nicht wirklich überzeugen. Emmy war bereits im ersten Teil ein wenig naiver und in der Fortsetzung scheint sie den letzten Funken Verstand verloren zu haben. Sie ging mir ständig auf die Nerven mit ihren miesen Entscheidungen. Pascal, der mir im ersten Band noch sehr sympathisch war, hat stark eingebüßt durch seine ständigen Bewunderungsbekundungen für Emily, die jeglicher Kreativität fehlten. Ich hätte eine Strichliste für dieses dauernde "Hab' ich dir eigentlich heute schon gesagt wie süß du bist" führen sollen - und wenn ich schon einmal dabei bin füge ich direkt Emmys "Bei Tiffanys gibt es eine ganze Etage mit Verlobungsringen" hinzu. Bingo! Oma Gerti hatte mir auch zu viel Screentime (gibt es da ein buchiges Synonym?). Im ersten Band waren ihre Auftritte noch eines meiner Highlights, aber das es vielen so ging scheint auch Eva Völler mitbekommen zu haben. Ihre auflockernde Art wurde bis auf das äußerste herausgequetscht und schon war es nichts besonderes mehr, sondern einfach nur noch anstrengend. Einzig Sarah war mir weiterhin sympathisch und ich bin froh, dass sie eine etwas wichtigere Rolle als im ersten Band eingenommen hat.

"Da bekommt man perfekte Cocktails und hat einen traumhaften Blick auf die St. Patrick's Cathedral." ~ S. 272 

Positiv herausstellen kann ich auch noch die Beschreibungen Manhattans. Ich habe mich wirklich ein wenig in diese Großstadt zurückversetzt gefühlt. Falls es mich noch einmal dort hin verschlagen sollte, konnte mir der Roman von Eva Völler sogar wunderbare Ausflugstipps geben, die ich sonst nicht auf dem Plan gehabt hätte. Ich werde ein paar der weniger bekannten Sightseeing-Tipps auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.

FAZIT 
Wo der erste Teil noch durch Humor und rührende Szenen punkten konnte, gab es im zweiten Teil misslungenen Slapstick und schlechte Lügen. Der zweite Band war für mich doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Überzeugen konnte er mich nicht, obwohl ich es wirklich versucht habe.