Rezension

Die 68er und ein Kriminalfall

Der Plotter - Hans Peter Roentgen

Der Plotter
von Hans P. Roentgen

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Der Plotter ist tot, erschlagen von seinem eigenen Buchregal. Alles sieht nach einem Unfall aus, bis sein Freund Martin ein brisantes Manuskript entdeckt. Könnte die Geschichte einen islamistischen Hintergrund haben, oder liegt die Lösung doch mehr als 40 Jahre in der Vergangenheit. Die Polizei will von Martins Theorien nicht viel wissen, hat sich die Wagenburgler als Hauptverdächtige auserkoren und es kostet ihn einiges an Überzeugungsarbeit, bis eine junge Polizistin seinen Schlussfolgerungen eine Chance gibt.

Setting und Stil:
Ich wusste gar nicht, dass in Freiburg so viel los sein kann. Hans Peter Roentgen bringt uns Stadt und Leute näher, zieht Verbindungen zu den 68ern und ganz nebenbei erfährt man etwas über einen prägenden Abschnitt deutscher Geschichte.
Das Buch liest sich sehr gut, die aus wechselnder Ich-Perspektive erzählten Abschnitte sind je nach Handelndem schön unterschiedlich und der Aufbau ist spannend von Anfang bis Ende.

Charaktere:
Martin und seine Alt-68er-Runde sind schon sehr eigene Freiburger. Sie haben in ihrem Leben schon etliches erlebt und mitgemacht, haben ein gehöriges Maß an Macken und schaffen es unter anderem dadurch, das Leserherz für sich zu gewinnen.
Von polizeilicher Seite aus, kann man sich gut mit Julie anfreunden, während der Rest eher die Vorurteile der 68er anfeuern.
Insgesamt eine sehr spezielle Mischung, die komplett überzeugen kann und denen man gerne lesend zur Seite steht.

Geschichte:
Die 68er sind noch aktuell und haben weder Martin noch seine Freunde wirklich losgelassen. So entsteht ein Wirrwarr aus Vermutungen, Anschuldigungen, falschen Spuren und Vorurteilen, die sich erst langsam zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Es bringt Spaß, den Ermittlungen zu folgen und sich auf den Ausflug in die Vergangenheit zu begeben. Fesselnd, zum Mitraten und überraschend in einem.

Fazit:
Man merkt, dass Hans Peter Roentgen sich länger mit der Thematik beschäftigt hat. Dank seinem angenehmen Schreibstil gelingt es ihm, die Story gekonnt in einen Krimi zu verwandeln, der nicht nur Zeitzeugen, sondern auch die jüngeren Generationen interessieren dürfte. Ein Einblick in Denkweisen, die heutzutage vielleicht nicht mehr ganz aktuell sind, deren Logik man aber durchaus nachvollziehen kann. Ein interessanter und spannender Ausflug in die Geschichte.