Rezension

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Die andere Seite von Steve Jobs

Beifang - Lisa Brennan-Jobs

Beifang
von Lisa Brennan-Jobs

Bewertet mit 4 Sternen

Steve Jobs entzaubert

Lisa Brennan-Jobs rechnet ab  - mit ihrem narzistischen Vater, der sie verleugnete und vernachlässigte, den sie hasste und abgöttisch liebte.

Wie "Beifang" fühlte sich Lisa: Als Beifang bezeichnet man die Meerestiere, die zu klein, zu unattraktiv usw. sind und meistens ungenutzt wieder im Meer entsorgt werden. "Lisa war das Ergebnis einer im Ansatz gescheiterten Liebe. Als die Studentin Chrisann Brennan schwanger wurde, hatte Steve Jobs gerade das College geschmissen und schraubte in der berühmten Garage im Silicon Valley komische Kästen zusammen. Chrisann wollte Künstlerin werden und verließ den "Nerd" Steve. Diese Kränkung sollte er ihre - und auch Lisa - lange nicht verzeihen. Der Apple-Gründer bestritt die Vaterschaft, nannte aber gleichzeitig wohl einen seiner Computer nach ihr. Und das kleine Mädchen erlebte eine Kindheit der Extreme: Da war einerseits ihre Hippie-Mutter, die nicht einmal genug Geld für ein Sofa hatte, und andererseits eben einer der reichsten und berühmtesten Männer der Welt... " (Klappentext).

Sowohl Laurene Powell, die Mutter von Jobs anderen drei Kindern, und die Schriftstellerin Mona Simpson distanzieren sich von Lisa Brennan-Jobs Darstellung und es hat auch einen gewissen Beigeschmack, wenn mit Toten abgerechnet wird, die sich nicht mehr wehren können. Dennoch funktioniert "Beifang" als autobiografischer Roman und zeigt die Coming-of-Age-Geschichte einer Frau, die ihren Platz im Leben sucht. Auf dem Sterbebett konnte sie sich noch mit ihrem Vater aussöhnen, der leider viel zu spät realisierte, was für eine wunderbare Tochter er hat. Immer wieder sagte er zu ihr "Du hast etwas gut bei mir". Lisa schreibt über diese letzten Tage: "Ich dachte, es ist so spät. Wir hätten Freunde sein können, aber nun ist es so spät."

Ich hoffe, dass sie ihren Platz im Leben gefunden hat und ihre Kindheit und Jugend, zwischen Reichtum und Armut, mit einem mal kumpelhaften, mal tyrannischem Vater, mit einer psychisch labilen und weltfremden Mutter, aufgearbeitet hat und zu einer selbstbewussten Persönlichkeit heranwuchs.