Rezension

"Die erste Liebe"

Die erste Liebe - Véronique Olmi

Die erste Liebe
von Véronique Olmi

Bewertet mit 4 Sternen

Emilie und ihr Mann wollten ihren 25. Hochzeitstag feiern. Dafür hat sie alles genaustens durchorganisiert. Einen besonderen Wein, bis hin zu Kerzen und neuer Bettwäsche. Beim Auspacken des Weins fällt ihr blick auf eine Annonce: "Emilie, Aix 1976. Komm so schnell wie möglich zu mir nach Genua. Dario."
Könnte sie gemeint sein?  Somit macht sie sich auf den langen Weg nach Genua - zu Dario Contandino, dem Schwarm aller Mädchen, und ihre erste große Liebe, als sie 16 Jahre alt war.  Sie hinterlässt ihrem Mann einen Brief, schaltet den Herd aus und fährt los.

Auf der langen Autofahrt, begleitet der Leser Emilie durch die französische Provinz nach Genua. Sie trifft unterwegs etliche Leute, und besucht auch ihre Schwester in einem Pflegeheim, die an dem Down-Syndrom erkrankt ist. Emilie, als Ich-Erzählerin in dem Roman, erzählt aus ihrer Vergangenheit während der Autofahrt. Über das Leben als Emilie noch ein Kind war, dass nicht sehr unbeschwert verlaufen ist, auch wegen ihrer Schwester, die das Down-Syndrom hat.
So auch die Geschichte über Dario, ihre erste große Liebe, den sie nie vergessen konnte, und über die erste Begegnung mit ihm. Dann berichtet sie auch von ihrer Familie, ihrem Mann Marc, und ihren drei Töchtern. Marc und ihre Töchter reagieren mit Unverständnis auf ihre Flucht, sie können es nicht verstehen, und es hageln nur Vorwürfe. Einerseits sehr verständlich, und andererseits muss man den Roman bis zum Schluss lesen, um zu erfahren, wieso und warum Emilie sowas getan hat. Der Gedanke kommt einem zwischendurch immer wieder. Wieso, und weshalb? Man kann Emilie aber auch teilweise verstehen, wieso sie die "Flucht" ergriffen hat. Sie stellt sich die Frage, ob ihr Leben so richtig verlaufen ist, so wie es jetzt ist, und wie es wäre Dario nach so langer Zeit wiederzusehen...
 Als sie fast am Ziel angekommen ist, fragt sie sich ob das überhaupt das richtige getan hat, und ob diese Tiefe der Liebe überhaupt noch existiert, denn sie denkt aufeinmal an Marc und ihre Töchter. Denn sie weiß ja auch nicht, was sie in Genua erwartet. Mehr wird jetzt aber auch nicht verrraten, ausser das die Begegnung mit Dario ganz anders verläuft, wie Emilie es sich eigentlich die ganze Zeit vorgestellt hat...

Die vielen Zeitsprünge darin waren etwas verwirrend, aber man muss sich auch auf diesen sprachstarken Roman konzentrieren. Manche Sätze musste ich auch nochmals lesen um sie zu verstehen. So beeindruckend wie die Geschichte sich auch anhört, ich hatte mir ein ganz anderes Ende ausgemalt.
Ein bisschen bin ich doch enttäuscht von der Geschichte, denn das es ein solches Ende nehmen musste, und dann auch noch so "kompliziert", das hätte ich nicht erwartet...

Fazit
Es ist ein beeindruckendes, sprachstarkes Buch, das ich empfehlen kann zu lesen.