Rezension

Die fabelhafte Welt des Jacques Madelin

Caffè sospeso -

Caffè sospeso
von Amanda Sthers

Bewertet mit 5 Sternen

Jacques Madelin, ein Franzose, der in Neapel lebt, sitzt tagtäglich im Café Nube und beobachtet und zeichnet die dortigen Gäste. Durch ihn lernt man als Leser(in) das Leben verschiedener Leute kennen wie das von Doktor Chen, der 1981 mit dem Schiff in Neapel eintraf oder das des schlaflosen Aldo. Sie alle verschlägt es in das Café Nube, wo sie Kaffee trinken und hin und wieder einen zweiten Caffè sospeso bestellen, für all diejenigen, die sich selbst keinen leisten können. Manch einer ist selbst Empfänger(in) einer solchen Gabe.

Die einzelnen Geschichten sind recht phantasievoll erzählt. Manches erscheint einem nicht wirklich, aber das gerade macht den Reiz der Geschichten aus. Zusammen ergeben sie ein Bild Neapels in einem Zeitraum von 1982 bis 2022. Natürlich wird auch der Erzähler mit den Jahren immer älter und so beschleicht einen Wehmut, als dieser in der Mitte des Buches unvermittelt bemerkt "Ich bin jetzt so alt wie mein Vater, als er starb." 

Mich haben die Geschichten ein wenig an "die fabelhafte Welt der Amelie" erinnert, ein Film, der mich bei seinem Erscheinen absolut fasziniert hat. Doch während Amelie in das Schicksal ihrer Mitmenschen eingreift und es verändert, zeichnet Jacques sie nur und erzählt deren Erlebnisse, die allerdings ebenfalls höchst wundersam sind.

Das alles ist sehr vergnüglich zu lesen und so habe ich eine französische Autorin entdeckt, deren Namen ich mir mit Sicherheit merken werde.