Rezension

Die Frage nach dem Warum...

Tagebuch - Anne Frank

Tagebuch
von Anne Frank

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses lebendige, Einblick gewährende Tagebuch ist seit seiner ersten Veröffentlichung 1947 ein geliebter Klassiker und ein passendes Denkmal für den begabten jüdischen Teenager, der 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben kam. 1929 geboren, bekam Anne Frank zu ihrem 13. Geburtstag ein neues, unbeschriebenes Tagebuch geschenkt, nur wenige Wochen bevor sie und ihre Familie im von den Nazis besetzten Amsterdam untertauchen mußten. Ihre wunderbar detaillierten persönlichen Eintragungen zeichnen 25 anstrengende Monate klaustrophobischer, streitgeladener Intimität mit ihren Eltern, ihrer Schwester, einer zweiten Familie und einem älteren Zahnarzt nach, der wenig Toleranz für Annes Lebhaftigkeit zeigt. Der universelle Reiz des Tagebuchs beruht auf seiner fesselnden Mischung aus den schmuddeligen Besonderheiten des Lebens im Krieg (karge, schlechte Mahlzeiten; schäbige Kleider, aus denen man längst herausgewachsen ist, die aber nicht ersetzt werden können; die ständige Angst, entdeckt zu werden) und der offenherzigen Auseinandersetzung über Gefühle, die jedem Heranwachsenden bekannt sind: "Jeder kritisiert mich, niemand erkennt meine wahre Natur, wann werde ich endlich geliebt?" Aber Anne Frank war kein gewöhnlicher Teenager: Die späteren Eintragungen verraten einen für eine kaum 15jährige bemerkenswerten Sinn für Mitgefühl und spirituelle Tiefe. Ihr Tod verkörpert den Wahnsinn des Holocaust, aber für die Millionen, die Anne durch ihr Tagebuch kennengelernt haben, ist er auch ein sehr persönlicher Verlust.

Ich weiss nicht mal mehr den genauen Grund warum ich das Buch überhaupt gekauft habe, vielleicht dachte ich, dass man es mal gelesen haben sollte. Jedenfalls habe ich es an einem Tag begonnen und bin den darauffolgenden bereits fertig geworden.
Ich habe dieses Buch in jeder freien Minute regelrecht verschlungen. Noch nie habe ich ein Buch gelesen, dass so ehrlich und einfühlsam verfasst war. Ich glaube noch nie hat mich ein Buch dermaßen tief in meine eigene Seele blicken lassen und mich dort so berührt.
Nachdem ich das Buch ausgelesen und beiseite gelegt hatte, sass ich erst einmal eine halbe Stunde lang nur da und dachte nach. Dann überkam es mich plötzlich und ich fing an bitterlich zu weinen. Fragen die sich mir aufdrangen wollten mir nicht mehr aus dem Kopf. Warum hat es ein 15 jähriges, hochbegabtes und über alle Maßen intelligentes Mädchen verdient so zu leiden, so zu sterben? Was hat sie den Menschen, die andere Menschen hassten, nur weil sie Juden waren angetan? Warum hassen sich Menschen gegenseitig? Warum gibt es Kriege? Warum Leid und Zerstörung?
Fragen, die sich Anne Frank zum Teil selbst in ihrem Tagebuch stellte...
Sowas passiert mir nicht oft, praktisch nie, und ich bin mittlerweile zu der Auffassung gelangt, dass jeder dieses Buch gelesen haben sollte, ganz egal ob jung oder alt, Frau oder Mann, weiss oder schwarz, Jude oder Christ. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jeder Mensch einen Teil von sich in Anne Frank wiederentdecken kann.
Und dass jeder von diesem 15 jährigen, aussergewöhnlichen Mädchen lernen kann.

Kommentare

Naibenak kommentierte am 17. März 2014 um 09:22

Sehr berührende Rezi! Ich lese derzeit Die Bücherdiebin und habe ebenfalls überlegt, dieses Tagebuch bald zu lesen.