Rezension

Die Geschichte des Kaspar Hausers

Kellerkind - Kristien Dieltiens

Kellerkind
von Kristien Dieltiens

Bewertet mit 4.5 Sternen

In diesem Buch geht es um die Geschichte zweier Jungen. Auf der einen Seite haben wir Michael, dem das schwere Leben schon in die Wiege gelegt wurde da er eine Hasenscharte hat und die Leute sich aufgrund seines Aussehens von ihm abwenden. Einzig seine Mutter bleibt immer an seiner Seite und kümmert sich um ihn. Es geht Michael also nicht schlecht - vorerst. Denn seit Vater ist verstorben und seine Mutter verheiratet sich mit einem, ebenfalls verwitweten Mann, der ein Tyran ist. Er ist es der Michael das letzte nimmt das ihn glücklich macht: seine Mutter. Der zweite Junge ist Kaspar Hauser. Ein Großteil seiner Geschichte besteht aus Tagebucheinträgen, die Isolde liest. Diese Einträge sind alles was man über seine Vergangenheit weiß. Dieser Junge soll den "echten Kaspar Hauser" darstellen, den es wirklich gegeben hat. Dazu aber gleich mehr.

Mein Interesse für dieses Buch wurde geweckt als ich den Klappentext gelesen habe. Von Kaspar Hauser habe ich zuvor noch nichts gehört und den Namen gleich mal gegoogelt. Falls er euch auch kein Begriff ist, seht ihr nun was Wikipedia über ihn zu sagen hat:

" Kaspar Hauser wurde in der Biedermeierzeit als „rätselhafter Findling“ bekannt.
Hauser tauchte am 26. Mai 1828 in Nürnberg als etwa 16-jähriger, geistig anscheinend zurückgebliebener und wenig redender Jugendlicher auf. Seine späteren Aussagen, er sei, solange er denken könne, bei Wasser und Brot immer ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden, erregten internationales Aufsehen. (...)Ein zeitgenössisches Gerücht kolportierte, Hauser sei der 1812 geborene Erbprinz von Baden. In der geschichtswissenschaftlichen Literatur gilt diese „Prinzenlegende“ auf Grund später publizierter Dokumente und Augenzeugenberichte über den Tod des Prinzen als widerlegt. " [ Quelle: Wikipedia ]

Im Nachwort schreibt die Autorin dann, dass sie mit diesem Buch ihre eigene Wahrheit über Kaspar Hauser erzählen wollte. Die Idee sich diesem "Phänomen" anzunehmen, finde ich sehr interessant und genauso würde ich auch das Buch beschreiben: interessant. Die Geschichte des Michaels war komplett erfunden, dabei gefielen mir seine Kapitel sogar etwas besser als die von Kaspar. Michaels Leidensweg zu verfolgen, hat mich wirklich sehr mitgenommen da er ein herzensguter Junge war. Besonders seine Liebe zur Mutter hat mich berührt und die Autorin hat es immer geschafft die richtigen Worte zu finden um sein Leiden zu beschreiben. Generell merkt man beim Lesen, wie sorgsam die Autorin die Worte gewählt hat und wie vorsichtig sie damit umgeht. Während des Lesens sind mir immer wieder ein paar ganz besonders schöne Sätze ins Auge gesprungen, die ich gleich zwei- oder dreimal gelesen habe weil sie mir so gut gefallen haben.

Bei der Geschichte an Kaspar hat sie sich zwar an den historischen Rahmen gehalten, der bekannt ist aber auch vieles hinzugedichtet. Besonders was sein Innenleben angeht. Die Idee mit Tagebucheinträgen finde ich sehr gelungen, da man so einen viel besseren Einblick in seine Gedanken bekommt und in die Vergangenheit blicken kann. Sehr gerne mochte ich auch Isolde, die zu einer Art Schwester für den Findling wurde. Sie war es auch, die ihn zum Schreiben ermutigt hatte. Generell kann man sagen, dass die Charaktere sehr fein ausbearbeitet wurden und man als Leser ihnen sehr nahe kommt. Mich hat das Lesen sowohl unterhalten, als auch bewegt.

~ FAZIT ~
Die Geschichte des Kaspar Hausers, dem Findling der behauptet der Erbprinz von Baden zu sein, wird durchleuchtet und auf ihre ganz besondere Art und Weise erzählt. Mit Wortgewandtheit und vielen Emotionen schreibt die Autorin Kriestien Dieltiens eine Geschichte, die einen so schnell nicht wieder loslässt.