Rezension

Die Geschichte einer unbekannten Sehnsucht

Mitternachtsmädchen - Tanja Wekwerth

Mitternachtsmädchen
von Tanja Wekwerth

April und May - die Mitternachtsmädchen. Zwei winzige Mädchen, geboren in einer englischen Pension am Meer um Mitternacht und von der Mutter nicht geliebt und nicht angenommen. Die Mutter, wenige Tage nach der Eheschliessung verlassen von ihrem Ehemann, zieht es in die Welt hinaus, um Schauspielerin zu werden. April verkauft sie an ein deutsches Ehepaar, das sich in der Pension aufhält. May lässt sie bei der Pensionswirtin. 
April wächst in Berlin auf, fühlt sich von ihrer vermeintlichen Mutter jedoch nicht richtig geliebt. Lange Zeit spricht sie nicht. Nur zu ihrem Vater, ihrer Tante und der Geliebten des Vaters fühlt sie sich hingezogen. Die Zeiten in Deutschland stehen auf Krieg. Der Vater verlässt Deutschland mit den drei Frauen und zieht ins heutige Tansania. Aprils Mutter Dorothee bleibt in Berlin. 
May wächst bei der Pensionswirtin Molly auf. Molly, die ihr immer wieder die Geschichte der Mitternachtsmädchen erzählt und wie ihr April von den Deutschen weggenommen wurde. May wächst geborgen und mit viel Liebe auf, doch die ganze Wahrheit ihrer Geburt erfährt auch sie nicht. 
Die Mädchen wachsen heran, werden zu jungen Frauen. April und Tilly verlassen Afrika, nachdem der Vater und die Tante verstorben sind. Sie wollen nach Frankreich, wo Tillys Sohn lebt. April lässt sich in Paris nieder, wo sie einen kleinen Buchladen eröffnet. Immer wieder stellt sich ihr die Frage, wer sie wirklich ist. Wo sie herkommt. 
May lebt zufrieden mit Molly zusammen. Später eröffnet auch sie einen Buchladen in ihrem Heimatort und zieht in die kleine Wohnung, die zum Laden gehört. Doch immer wieder überkommt sie diese Sehnsucht nach ihrer Schwester April. Wo mag sie sein? Lebt sie überhaupt noch? Die Jahre ziehen ins Land. Die Sehnsucht bleibt. Werden die Mitternachtsmädchen jemals zueinander finden?

"Mitternachtsmädchen" - eine wunderschöne Geschichte über zwei Mädchen, zwei Frauen, die sich suchen und doch nicht finden. Eine Geschichte über Liebe und Sehnsucht. Schön und traurig zugleich, geschrieben in einer federleichten Sprache, fast schon poetisch. Beim Lesen habe ich die unbekannte Sehnsucht der Mädchen spüren können. Ich habe sehen können, wie sie aufs Meer blickten und sich fragten, was wohl dahinter sei. Tanja Wekwerth hat unheimlich viel Lebensgefühl in die Geschichte einfliessen lassen. "Mitternachtsmädchen", ein Roman mit unheimlich viel Gefühl, an den ich noch lange denke