Rezension

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Was uns durch die Zeiten trägt -

Was uns durch die Zeiten trägt
von Marion Johanning

Bewertet mit 3 Sternen

Dieser Roman spielt hauptsächlich in Lindenau, einem fiktiven Ort in Niederschlesien. Er umfasst die Zeitspanne von September 1943 bis Mai 1946.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und lässt sich gut lesen. Das Cover passt auch wunderbar zur Handlung und gefällt mir.

Der Krieg ist weit von diesem deutschen Ostgebiet entfernt. Die Sorge der dort lebenden Menschen, gilt der Bewirtschaftung ihrer Gehöfte.

Die 15-Jährige Luise Reich ist ein sensibles Mädchen, welches sehr viel leisten muss. Sie geht zur Schule. Anschließend muss sie auf Feld und Hof mit anpacken. Dann sind da noch die jüngere Schwester, Helene und ihr kleiner Bruder Wolfgang, für die sie Verantwortung mit trägt.
Ihr Vater hat eine Behinderung an der Hand dadurch wurde es noch nicht zum Kriegsdienst eingezogen. Alle wehrfähigen männlichen Dorfbewohner sind Soldaten und kämpfen an den Fronten. Als Hilfe wird ein polnischer Kriegsgefangener der Familie Reich zugeteilt. Die landwirtschaftlichen Arbeiten gefallen ihm und er lernt sehr schnell die nötigen Abläufe auf dem Gut kennen. Mit Luise ihrer Unterstützung kann es sein Deutsch verbessern. So nach und nach kommen sich die beiden näher. Aber es darf nicht sein. Sie sind Feinde, die Deutsche und der Pole.
Diese Liebelei und die Arbeiten auf dem Bauernhof nehmen einen sehr großen Teil der Handlung ein. Sehr tief lässt uns die Autorin an den Emotionen und Gefühlen des jungen Mädchens teilhaben.
Doch irgendwann nimmt auch die Bedrohung im Ort zu. Man weiß nicht mehr wem man trauen kann und wem nicht. Die Bewohner sind entweder Nazis oder werden von diesen tyrannisiert.
Langsam kommt das Thema im Buch zu Tage, weswegen ich es lesen wollte.
Die Menschen fliehen teilweise aus ihrer Heimat. Viele, wie auch die Familie Reich, wollen bleiben. Als die letzten männliche Bewohner mobilisiert werden muss auch Vater Reich zum Volkssturm. Der Krieg ist verloren, trotz aller Naziparolen. Deutschland besiegt.
Luise wird von ihren Emotionen gesteuert. Man kann es auch jugendlichen Leichtsinn nennen. Sie ist jung und naiv. Ihre Sorgen sind andere als die der Erwachsenen. Mit Marian möchte sie ihre Zukunft gestalten. Ihr Vater weiß es zu verhindern. Das ist es eventuell auch, dass ich mich mit ihr nicht richtig auseinander setzten kann.
Als die Russen einmarschieren und das Dorf plündern, die Nazibonzen erschießen nach und nach das Dorf den Polen übergeben, glaubt Familie Reich noch immer, das es in ihrem Dorf für sie eine Zukunft gibt und bestellt weiter ihre Felder und Gärten.                                                                                                                                                                                                                                                Leider müssen auch sie einsehen, das ihr Bemühen umsonst war und es für sie keine Zukunft mehr in Lindenau gibt.
Sie müssen umsiedeln und schließen sich den Flüchtlingstrecks an.