Rezension

Mehr als ein Liebesroman

Was uns durch die Zeiten trägt -

Was uns durch die Zeiten trägt
von Marion Johanning

Bewertet mit 4 Sternen

Titel und Coverbild lassen vermuten, dass es sich bei „Was uns durch die Zeiten trägt“ um einen romantischen Liebesroman handeln könnte. 
Tatsächlich ist das Buch aber viel mehr als das. 

Der Roman beschreibt das tragische Schicksal der Familie Reich in den Jahren 1943 bis 1946. Die Familie lebt in einem kleinen Dorf in Schlesien. Während an vielen Orten um sie herum der zweite Weltkrieg tobt, geht das Leben für sie relativ geordnet weiter. Sie haben mit Einschränkungen zu kämpfen aber für Bombenangriffe etc. leben sie zu abgeschieden. 
Der wahre Horror beginnt für sie erst mit der Kapitulation Deutschlands und der Besetzung Schlesiens durch die Russen und Polen. 

Marion Johanning beschreibt eindringlich und gefühlvoll den tägliche Überlebenskampf und die Ängste der Menschen. Ich fand insbesondere die Familie Reich sehr beeindruckend, weil sie sich durch die größten Widrigkeiten kämpfen und niemals den Mut verlieren. 
Es ging mir sehr nahe zu lesen, wie die Menschen nach und nach immer mehr verloren haben, wie ihnen die Heimat genommen wurde und sie letztendlich auch den letzten Rest ihrer Besitztümer zurücklassen mussten. 

Mit Luise hat die Autorin eine liebenswerte, sympathische Hauptfigur erschaffen. Sie ist ein junges Mädchen, am Anfang noch ziemlich unbeschwert, dass gerne tanzen geht und für den Nachbarssohn schwärmt. Durch die äußeren Umstände muss sie sehr schnell erwachsen werden, Verantwortung übernehmen und schwerwiegende Entscheidungen treffen.  Im weiteren Verlauf des Buches wirkt sie sehr viel älter als 15 / 16 Jahre. 
Zwischen ihr und dem Zwangsarbeiter Marian entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die aufgrund seiner Tragik und der Unmöglichkeit sehr bewegend ist. 

Ich finde es schön, dass es eine Fortsetzung gibt, denn ich möchte gerne lesen, wie sich die Familie Reich ein neues Leben in einer neuen Heimat aufbaut.