Rezension

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Die Last der Freiheit

Das Gewicht der Freiheit - Florian Burkhardt

Das Gewicht der Freiheit
von Florian Burkhardt

Bewertet mit 4 Sternen

Wer ist Florian Burkhardt? Einer der es geschafft hat. Einer, der das Bedürfnis hat, anderen zu gefallen. Einer, der tief gestürzt ist und sich wieder aufgerappelt hat.

Florian Burkhardt dürfte von allem ein wenig sein: ein Selfmademan, ein Selbstdarsteller und ein Stehaufmännchen. Eines ist er aber heute nicht mehr: ein Getriebener. Wie er es geschafft hat, sein Leben auf der Überholspur zu verlassen und eine Angststörung in den Griff zu bekommen, beschreibt Florian Burkhardt in seinem neuen Buch „Das Gewicht der Freiheit„.

Auch wenn das Buch die Gattungsbezeichnung „Roman“ trägt: es ist rundum eine Auto-Biographie. Florian Burkhardt erzählt aus seinem Leben. Wie er mit 21 ins Flugzeug steigt und in die USA fliegt, um Schauspieler zu werden. Wie er stattdessen im zweiten Anlauf erfolgreiches Model wird (ohne allerdings viel dabei zu verdienen). Wie er seine Karriere abbricht und mit 23 ikarusgleich abstürzt, sich wieder aufrappelt. Wie er kurzfristig als Lehrer arbeitet, um dann wieder nach seiner Bestimmung zu suchen. Wie er sich selbst zum Internetexperten und Website-Gestalter weiterbildet. Wie er sich nach einem Zusammenbruch zurückzieht und den Kontakt zur Außenwelt abbricht. Wie er seine Angststörung Stück für Stück wieder in den Griff bekommt.

Im Schnelldurchlauf begleitet man als Leser Florian Burkhardt bei seiner Karriere, die doch nichts anderes ist als der Vorbote für seinen großen Absturz. Wo er erfolgreich ist, übernimmt er sich und muss mühsam lernen, seine Grenzen zu akzeptieren. Florian Burkhardt beschreibt dabei zumeist recht nüchtern, was er erlebt. Egal ob in der Modebranche oder in der psychiatrischen Anstalt: es ist kein emotionaler Blick auf das Leben, sondern eher ein nüchterner, abgeklärter. Nur an wenigen Stellen sind deutliche Bewertungen zu finden. So sieht Burkhardt rückblickend das Modeln als Versuch, die Jugend hinauszuzögern, um nicht erwachen werden zu müssen.

Was das Buch ausmacht ist meines Erachtens die Art, wie es geschrieben ist. Wer jammernd noch anklagend, sondern beschreibend. Als Leser kann man ihn beobachten, ohne vereinnahmt zu werden.

Sprachlich ist die Autobiographie alles andere als anspruchslos. Besonders da, wo es um die Befreiung aus Zwängen geht, schildert Florian Burkhardt seine Gefühle sehr bildhaft, metaphernreich. Und auch der Zusammenbruch ist sprachlich sehr intensiv dargestellt, sodass man selbst als Leser in einen Sog gerät. „Das Gewicht der Freiheit“ ist somit kein Buch, das sich nur an Leser richtet, die wissen wollen, wie es in der Welt der Models zugeht (und wie nicht). Es ist vielmehr ein Buch, das sich vorwiegend an die richtet, die miterleben wollen, wie ein junger Mann sich mit seinem Leben und seinen Zielen auseinandersetzt.