Rezension

Die Magd und der Philosoph - eine ungleiche Beziehung

Worte in meiner Hand - Guinevere Glasfurd

Worte in meiner Hand
von Guinevere Glasfurd

Bewertet mit 5 Sternen

"Worte in meiner Hand" ist ein historischer Roman, der diese Bezeichnung absolut verdient. Im Gegensatz zu vielen anderen historischen Romanen verzichtet er auf jede Effekthascherei und "Action", sondern lebt von seiner Authentizität.

Der Philosoph René Descartes ist sein ganzes Leben lang viel herumgereist. Während seines Aufenthaltes in Amsterdam lernt er Helena Jans van der Strom kennen, die Magd in dem Haus, in dem er zusammen mit seinem Diener zwei Zimmer gemietet hat. Helena kann ein wenig lesen und schreiben, hat aber ansonsten keine Schulbildung. Schon bald holt Descartes die völlig unerfahrene Helena in sein Bett. Doch er geht auch mit ihr spazieren und lässt sich von ihr die Dinge erklären, wie sie sie sieht, was für ihn oft eine völlig neue Sichtweise ist. Trotzdem ist der unüberbrückbare gesellschaftliche Unterschied zwischen ihnen immer spürbar.

Helena wird schwanger. Descartes sorgt dafür, dass sie das Kind bekommen kann, aber er ist nicht für sie da, was Helena nicht verstehen kann. Sie weiß nicht, dass es sein Ansehen zerstören würde, wenn die Wahrheit herauskäme. Später ziehen sie zwar zusammen in ein abgelegenes Haus, aber die Beziehung bleibt schwierig. Seine Tochter liebt Descartes allerdings sehr.

In diesem Buch steht nicht so sehr die Handlung im Mittelpunkt, denn es passiert eigentlich sehr wenig. Wichtiger ist vielmehr die komplizierte Beziehung zwischen Helena und Descartes, die der Leser mit Helenas Augen sieht.

Am Anfang wurde ich beim Lesen etwas ungeduldig. Es passiert so wenig und alles scheint so lange zu dauern. Nachdem ich mich an das langsame Tempo gewöhnt hatte, hat es mir aber gefallen, denn so war das Leben im 17. Jahrhundert nun mal. Das Tempo trägt dazu bei, dass das Buch so authentisch wirkt.

Die Geschichte beruht auf einigen wenigen historischen Fakten; der Rest ist der Fantasie der Autorin entsprungen. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie sehr gut recherchiert hat. Auf ihrer Website sagt sie selbst, dass sie zeigen möchte, dass es sich hier nicht um die typische Beziehung eines einflussreichen Mannes zu einer Magd handelt, und möchte, dass der Leser herausfindet, warum sich Descartes zu Helena hingezogen gefühlt hat

Wunderschön geschrieben (und übersetzt!) wird der Leser hier ohne Sensationen und Kostüme allein durch die Atmosphäre in die Vergangenheit versetzt, was nur wenige historische Romane so schaffen.