Rezension

Die Magie des Frühlings

Das Haus im Amselgarten - Silke Hein

Das Haus im Amselgarten
von Silke Hein

Bewertet mit 4 Sternen

Was tut man, wenn der sehnsüchtig erwartete Frühling seine ersten Düfte verströmt und man das Erwachen der Natur in seinem Garten genießen möchte, doch der Bauarbeiter seit Tagen mit seinem Presslufthammer die Stille durchbricht? Man nimmt den Pfeil, der plötzlich neben dem Liegestuhl aufgetaucht ist, sucht auf dem Dachboden den Bogen und richtet beides auf ein Hinterteil. Um den Folgen zu entgehen, flüchtet man für die kommenden drei Wochen zur Großmutter.

Gemeinsam lauschen sie nun den Vogelgesängen und nehmen die zarten Düfte des Frühlings wahr. Die ausgedehnten Mußestunden werden nur kurz unterbrochen als die Schwalben zurückkehren um sie gebührend zu begrüßen.

Doch in so einem beschaulichen Landleben kann auch viel passieren. Badewasser blubbert über, Kaffeekränzchen finden statt, Geburtstage werden likörlastig gefeiert, im Garten werden die Liegestühle belagert, Kräuter werden gesammelt und beim mobilen Friseur werden Neuigkeiten ausgetauscht. Und stetig vermehren sich die Bewohner des Hauses. Wem will man es verdenken, dass aus drei Wochen ein paar mehr werden, weil sich das Leben einfach so gut anfühlt.

Das Buch hat mich in einen Traum von einem schönen und erfüllenden Leben auf dem Land versetzt. Die Figuren sind liebevoll beschrieben. Die Großmutter ist besonders herausgearbeitet. Ihre Sätze wie z. B. „einer müsste mal …“ passen ebenso gut zu ihr wie ihr „Gemurmel“. Hin und wieder spricht sie in ihrem Dialekt, das macht sie noch authentischer.

Eine feine Einlage sind die abgedruckten Rezepte, wie z. B. vom Holunderblütengelee oder vom Schlehenlikör mit dem Foto eines alten handgeschriebenen Rezepts.

In der Beschreibung der alltäglichen Handlungen habe ich die Wertschätzung für ein Leben mit der Natur und mit den Tieren gespürt.

Manchmal bin ich in dem Buch hin und her gependelt zwischen der Magie der Jahreszeiten und den vielfältig beschriebenen wunderbaren Gerüchen, die in mir eine angenehme nostalgische Atmosphäre erzeugten, und der Absicht Ereignisse humorvoll darzustellen. Die heitere Grundstimmung wäre für mich ausreichend gewesen.

Das letzte Kapitel hat dem Buch einen sehr heimeligen Abschluss gegeben, so dass ich es mit einem wohligen Gefühl zuschlagen konnte.