Rezension

Die Pianistin und ihre Glaubenszweifel

Die Pianistin - Ute Aland

Die Pianistin
von Ute Aland

Bewertet mit 4 Sternen

Packend geschriebener Roman über Zweifel am Sinn des Lebens und die Beziehung zu Gott

Cover und Aufmachung:
Auf den ersten Blick denkt man eher an ein Buch über Musik. Aber bei genauerem Hinsehen sieht man, dass das Notenblatt an einer Ecke angebrannt ist und droht, vom Feuer aufgefressen/zerstört zu werden. Somit passt es sehr gut zum Inhalt. Die Titelüberschrift ist wunderschön gestaltet und da das Buch als Hardcover daher kommt, wirkt es sehr hochwertig. Soweit alles perfekt, es fehlt eigentlich nur noch das Lesebändchen.

Inhalt:
"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, Leben muss man es vorwärts." Mit diesem Zitat von Kierkegaard beginnt der Roman und zieht sich als zentrales Thema durch die gesamte Geschichte. So erleben wir schon beim Einstieg Joelle im Krankenhaus liegend. Sie hatte einen Unfall und sinnt darüber nach, warum Gott dies zugelassen hat. Bereits hierdurch wird man als Leser neugierig, den Hintergrund des Unfalls zu erkunden und es kommt von Beginn an eine gewisse Spannung auf, die sich den gesamten Roman über durchzieht. Von dieser essenziellen Szene erfolgt der Rückblick auf ihr bisheriges Leben: Joelle ist eine Person, die in ihrer (sehr glücklich verlaufenden) Kindheit eher Einzelgängerin war. Sie fand keinen Zugang zu anderen Gleichaltrigen, verstand nicht, was diese verband und stellte sich permanent Fragen nach dem tieferen Sinn des Lebens: "Ich war im Grunde unfähig, mich in dieser Welt zu Hause zu fühlen, ich war und blieb in ihr ein recht ungeschickter Gast, bemüht, möglichst unauffällig zu bleiben."(S.15). Ihre einzige und wahre Leidenschaft ist die Musik, vor allem für Klavierspielen ist sie ein Naturtalent.
Daher beschließt sie, Musik zu studieren. Im Studium bekommt sie erstmals engere soziale Kontakte. Sie schließt sich einer christlichen Studentengemeinde (ihrem Hauskreis) an und findet im Glauben schließlich den Sinn, nach dem sie immer schon gesucht hat. Schließlich lernt sie ihren späteren Mann kennen und alles verläuft gut in ihrem Leben, bis zu jenem Tag, an dem der Unfall passiert.

Mein Eindruck:
Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Bereits von der ersten Seite an war ich von der Geschichte gefangen genommen. In einigen Teilen konnte ich mich auch in Joelle wiederfinden und ihre Handlungen nachvollziehen. Ab einem bestimmten Punkt wurde es mir aber zu extrem. Ich verstehe gut, dass man nach einem Unfall am Glauben zweifelt, auch dass man Antworten und Halt in der Gemeinde sucht. Aber die Einstellung der Gemeinde war ab einem bestimmten Punkt eher zerstörerisch für Joelle, und obwohl sie das merkt, steigert sie sich in eine bestimmte Richtung immer weiter hinein und verzweifelt immer stärker. Zum Glück gibt es aber auch Wegbegleiter, die ihre Denkweise positiv anregen und ihr helfen, ihren Sinn zu finden und eine Entscheidung über den weiteren Verlauf ihres Lebens zu treffen.
Ich konnte mich mit Joelles Verhalten nicht immer identifizieren und es hat mich manchmal fast genervt, ebenso wie die für mich nicht tragbare Haltung ihres Hauskreises. Dennoch ist diese Geschichte für mich sehr authentisch und packend geschrieben. Ich habe das Buch in 2 Tagen verschlungen und konnte nicht eher ruhen, bis ich das Ende kannte. Die geschilderten extremen Einstellungen sowie eine Reihe von Bibelzitaten und -auslegungen sorgen dafür, dass man beginnt, sich über sein eigenes Glaubensbild Gedanken zu machen und bestimmte Stellen hallen auch in mir immer wieder nach.

Fazit:
Packend geschriebener Roman über Zweifel am Sinn des Lebens und die Beziehung zu Gott