Rezension

Die Stunde der Abrechnung

Der Wolf von Hamburg - Jürgen Ehlers

Der Wolf von Hamburg
von Jürgen Ehlers

Bewertet mit 3.5 Sternen

»Das ist sie?« Bernd deutete auf den Leichnam einer Frau, der auf dem vom Regen der Nacht noch nassen Kopfsteinpflaster lag. Vincent nickte. Die Tote hatte schwere Bissverletzungen im Kopf- und Halsbereich. Die Oberlippe war aufgerissen, die linke Wange war regelrecht zerfetzt worden, sodass das Jochbein freilag. … »Sie ist totgebissen worden«, sagte der Mediziner. »Jedenfalls sieht es so aus. Zahlreiche Bisse in Gesicht und Hals. Hier, hier hat er ihre Kehle erwischt, das hat ihr den Rest gegeben.«

Der grausige Leichenfund gibt dem Hamburger Hauptkommissar Bernd Kastrup und seinem Team einige Rätsel auf, Todesfälle durch Tierbisse sind in einer Großstadt schließlich nicht an der Tagesordnung. Zudem findet sich bei der Toten ein Zettel mit dem Wort „Wolf“. Was mag das bedeuten? Sollten die Bisswunden etwa nicht von einem Hund, sondern von einem Wolf stammen? Für Kastrup ist klar: Hier wird ein Tier als Mordwerkzeug genutzt.

Und während die aus unbekannter Quelle informierte Presse die Bevölkerung in Angst versetzt, erfolgt schon der nächste Angriff…

 

Dieser flott zu lesende Krimi überrascht mit Ideenreichtum und interessanten Charakteren. Durchaus einfallsreich arbeitet der von Rache getriebene Täter seine Todesliste ab. Besonders gut gefielen mir die ebenfalls überraschende Auflösung und ein geradezu klassischer Showdown am Ende.

An ein paar Stellen erschien mir der Handlungsverlauf aber nicht logisch bzw. unrealistisch. Auch das Handeln und die Beweggründe einiger Charaktere waren mir nicht immer schlüssig – ich glaube, da hätte man noch mehr draus machen können. Die Beziehungsebenen zwischen dem Täter und seinen Opfern sowie zwischen einigen Opfern strotzten nur so von Konflikten, da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Mit Bernd Kastrup konnte ich gar nicht warmwerden, hingegen war sein Kollege Vincent für mich ein richtiger Sympathieträger.

 

Fazit: Flotter und einfallsreicher Krimi mit kleinen Logiklöchern. Prima für zwischendurch.

 

»Sie hatte ihn verraten, genau wie all die anderen. Aber irgendwann würde die Stunde der Abrechnung kommen. Acht lange Jahre hatte er auf diesen Moment gewartet. Nun war es soweit.«