Rezension

Die Ungehörigkeit des Glücks

Die Ungehörigkeit des Glücks
von Jenny Downham

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Geschichte, beschloss Katie, als sie über den Hof zum Eingangstor ging, ist wie ein Stück Stoff oder ein Wollschal, aus dem man mutig einen Faden rausziehen und ihn betrachten kann, weil man ihn in der Hand hat. Aber sie besteht aus zahllosen miteinander verwobenen Fäden, von denen manche einem selber und andere anderen Leuten gehören, und Widersprüche und Ungereimtheiten fließen in das Gewebe ein.

(Die Ungehörigkeit des Glücks, S. 450)

Allgemeines:

Jenny Downham kennen einige von euch vielleicht durch ihren ersten Roman Bevor ich sterbe. Nun hat sie einen neuen Roman geschrieben, in dem sie sich ebenfalls mit einer schwierigen Thematik auseinandersetzt. Ende Februar erschien ihr 479 seitiger Roman bei C. Bertelsmann. Auf dem Cover ist das Gesicht eines Mädchens, das zu liegen scheint, abgebildet. Das Cover ist ansonsten in lilafarbenen Tönen gehalten und hat einen pinkfarbenen Titel. Insgesamt macht es trotz der pinkfarbenen Schrift einen schlichten, unaufdringlichen Eindruck, der zum Buch passt.

Inhalt:

“Das Leben der 17-jährigen Katie nimmt eine dramatische Wendung, als ein Anruf ankündigt, dass ihre Großmutter Mary bei ihr zu Hause einziehen wird. Ihre Mutter Caroline hat dem widerwillig zugestimmt, denn sie hatte seit vielen Jahren keinen Kontakt zu Mary und ist nicht gut auf sie zu sprechen. Katie muss mit der ihr fremden Großmutter das Zimmer teilen. Und sie fängt an, sich für Marys Geschichte zu interessieren. Katie will dem Familiengeheimnis auf die Spur kommen. Das ist nicht einfach, weil Mary an Alzheimer leidet. Doch Katie erkennt verblüffende Ähnlichkeiten zwischen sich und Mary: beide haben eine ungehörige Vorstellung vom Glück …” (Quelle: Verlagsgruppe Randomhouse)

Meine Meinung:

Auf diesen Roman bin ich durch den Titel aufmerksam geworden. Die Ungehörigkeit des Glücks. Klingt vielversprechend oder? Viele Assoziationen können durch diesen Titel freigesetzt werden. Darf man nicht glücklich sein? Ist es ungehörig, glücklich zu sein? Ist das Glück selbst ugnehörig? Was für eine Geschichte erzählt dieser Roman?

Mit großer Neugier habe ich zu lesen begonnen. Downham erzählt eine spannende Familiengeschichte, in der vor allem Mary, Katie und Caroline, also die weibliche Linie einer Familie, eine Rolle spielen. Ich konnte mich während des Lesens kaum entscheiden, wer oder welche Generation der Familie nun eigentlich die “Hauptrolle” spielt – Downham gelingt es, alle Perspektiven so gut zu beschreiben und miteinander zu verflechten, dass man sich im Laufe der Handlung sowohl mit Mary als auch mit Katie und Caroline identifizieren kann. Eine fesselnde Atmosphäre entsteht, ich wollte wissen, was hinter allem steckt und konnte das Buch teilweise nicht aus der Hand legen. Leider kann Downham diese Spannung nicht über den gesamten Roman halten. Ungefähr bei der Hälfte des Romans gibt es einen echten Knick, Dinge werden in die Länge gezogen, es passiert kaum noch was. Die Autorin kriegt zum Glück die Kurve und schafft es, die verlorene Spannung wieder aufzubauen. Familiäre Abgründe, Geheimnisse, Glück – alles spielt eine Rolle. Wer sich nicht mit dem Thema Demenz auseinandersetzen möchte, weil es ihn zu sehr belastet, sollte Die Ungehörigkeit des Glücks nicht lesen. Ohne Rücksicht auf den Leser beschreibt Downham viele Facetten dieser Krankheit und lässt ihre Leser verstehen. Teilweise hat mich das Buch dadurch oberflächlich auch ein wenig an Elisabeth wird vermisst oder Still Alice erinnert.

Fazit:

Ein bewegender und fesselnder Roman, leider verliert die Handlung zwischendurch etwas an Spannung, der Autorin gelingt es jedoch, diese wieder aufzubauen.