Rezension

Dieser Jena-Krimi ist ungewöhnlich und bitterböse

Tod in Jena - Christoph Heiden

Tod in Jena
von Christoph Heiden

Bewertet mit 4 Sternen

"Tod in Jena" ist der zweite Band der Krimireihe um Henry Kilmer von Autor Christoph Heiden. Der Regionalkrimi aus Jena erschien 2016 im Emons Verlag.

Jena: Die Kommissare Henry "Samurai" Kilmer und Linda Liedtke ermitteln im Umfeld einer Theatertruppe. Ausgangspunkt ist ein Verkehrsunfall, bei dem das Opfer, eine angefahrene Fahrradfahrerin, die Tochter des Jenaer Bürgermeisters ist. Sie hatte K.o.-Tropfen im Blut und nun stellt sich die Frage nach dem Warum. Die Theaterleute lassen sich nur schwer hinter ihren Vorhang blicken. Ist hier ein fanatischer Regisseur am Werk oder sind andere Gründe im Spiel?

"Tod in Jena" ist nach "Teufelsloch" der zweite Fall für den eigenwilligen Henry Kilmer. Ich habe den ersten Band nicht gelesen, konnte aber ohne Vorwissen die Handlung gut verfolgen.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich mich wie ein außenstehender Beobachter gefühlt habe. Bei manchen Krimis schlüpft man automatisch in die Rolle eines Ermittlers, das war hier nicht der Fall.

Durch den Unfall von Caroline kommen die ermittelnden Beamten Linda Liedke und Henry Killmer von K.o.-Tropfen auf einen ganz anderen Fall. Dabei führen die Untersuchungen Henry und Linda ins Theatermilieu. Es wird für sie eine umfangreiche Aufgabe, denn es gibt etliche Personen, die beim Theaterverein anwesend waren.

Mir hat die düstere Stimmung des Krimis gut gefallen und dazu passt der einzelgängerische Henry mit seiner schweigsamen Art auch sehr gut. Man erfährt von seiner Freundschaft zu Jasmin, die ihn aber auch nicht positiver macht. Ihm macht ein dunkles Geheimnis aus seiner Kindheit zu schaffen, er hat Alpträume und ist alles andere als ein positiver, fröhlicher Mensch. Seine Kollegin Linda ist berufserfahren und kann mit Henrys Art zwar persönlich nichts anfangen, kommt aber damit im Job einigermaßen klar. Sie sorgt sich um ihn und wirkt ein wenig wie ein Mutterersatz. Doch dafür ist nicht viel Zeit, denn bei dem Fall geht es gegen die Zeit. Der unkonventionelle Kollege Lennart Mikowski ist ebenfalls ein interessanter Typ, mit seiner optischen Erscheinung wirkt er fast wie ein Computer-Freak.

Es ist interessant, bei den Ermittlungen den Theaterleuten über die Schulter zu schauen und dank ihres perfekten Darstellervermögens, kann man sie nur schwer einschätzen und den wahren Charakter eher erraten als erkennen.

Der Autor bringt fesselnde, aber auch grausame Szenen in die Geschichte ein. Einige Foltermethoden sind für einen Krimi schon fast zuviel.

Auch wenn hier viel spektakuläre Dinge geschehen und ein Entführungsopfer richtig leidet, finde ich die Spannung nicht kontinuierlich hoch.

Der lockere Schreibstil liest sich gut, die knappen, fast wie Drehbuchanweisungen wirkenden Sätze lassen den Leser durch die Handlung fliegen und dennoch sind genügend bildhafte Elemente eingebaut. Ich kann mir die Story gut als Film vorstellen.

Christoph Heidens Krimireihe ist vielschichtig und zeigt eigenwillige Charaktere, deren Entwicklung ich gern weiter verfolgen möchte. Ob die Kripo in Jena bald wieder aktiv werden muss? Man wird sehen.