Rezension

Dieser Roman ist wie aus dem echten Leben gegriffen und unterhält wunderbar

Die Schwiegertöchter des Monsieur Le Guennec - Aurélie Valognes

Die Schwiegertöchter des Monsieur Le Guennec
von Aurélie Valognes

Bewertet mit 4 Sternen

Der Familienroman "Die Schwiegertöchter des Monsieur Le Guennec" von Aurélie Valognes erscheint im Juli 2019 im Rowohlt Verlag.

 
Jacques und Martine Le Guennec leben in der Bretagne in einem großen Haus und laden zu Weihnachten ihre drei Söhne mit ihren Schwiegertöchtern ein. Das geht nicht problemlos vonstatten, denn Jacques ist ein bestimmender und nörgelnder Familiendrachen, den sogar seine Frau Martine gern mal auf den Mond schießen würde. Deshalb versuchen die Kinder samt Frauen auch diesen Besuch möglichst schnell über die Bühne zu bringen oder gar nicht erst zu erscheinen. Die Sommerferien möchte Martine gern mit der Familie verbringen und gibt ihrem Mann eine letzte Chance zur Versöhnung. Wird Jacques sich für seine Frau zusammenreißen?

Bei diesem Roman sorgt Jacques nicht nur für Verdruß in seiner Familie, auch als Leser wird man Zeuge seiner stichelnden Bemerkungen, die besonders seine Schwiegertöchter treffen.

Laura ist als strenge Vegetarierin natürlich bei den Mahlzeiten nicht leicht zufrieden zustellen, Stéphanie leidet unter ihrer Schwangerschaft und ist überempfindlich und Jeanne, die neue Freundin von Nicolas, raucht, gibt Jacques Widerworte und spricht auch noch in einem Dialekt, der Jacques nervt. Mit seinen Enkelsöhnen Paul und Jules kann Jacques ebenfalls nichts anfangen, die stören ihn nur.

Als Bauingenieur muss Jacques angeblich ständig arbeiten, dabei hat er bereits einen Nachfolger in der Firma und drückt sich so nur vor familiären Pflichten. Am liebsten löst er Kreuzworträtsel und vernachlässigt im Haus sogar anstehende Reparaturen, mit Martine unternimmt er überhaupt nichts und ist nur noch daran interessiert, wann sein Essen auf den Tisch kommt. Bis Martine nach einem Urlaub ohne Mann die Nase voll hat und von ihm entweder eine Änderung seines Verhaltens verlangt oder den Auszug androht.

Diesen Roman kann ich mir gut verfilmt vorstellen. Denn mit den Marotten und den vielseitigen Charakteren bringt diese Familiengeschichte genügend Schwung mit und sorgt für unterhaltsame Lesezeit. Jacques ist ein Unikum, den man sich als besserwissenden Patriarch gut vorstellen kann. Martine konnte lange Zeit dieses Verhalten ertragen und hat versucht, die Familie zusammenzuhalten. Doch nun reißt ihr der Geduldsfaden. Sie fragt sich mittlerweile, wie sie ihr weiteres Leben an seiner Seite noch ertragen soll. Durch die Freiheit ihrer Schwiegertöchter entdeckt sie auch den eigenen Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben und möchte den Kontakt zu ihren Kindern und Enkeln aufrechterhalten. Das ist mit ihrem Mann allerdings nicht möglich.

Aurélie Valognes Roman hat in Frankreich schon die Hitlisten der Buchcharts erobert. Sie zeigt den üblichen Familienstress bei Feiern und zeigt Situationen, die man vielleicht selbst schon so oder ähnlich erlebt hat. Doch das gelingt ihr mit einem Schmunzeln und ohne erhobenen Zeigefinger.

Einige dramatische Vorgänge sorgen dann bei Jaques für ein Umdenken und der Familienfriede ist wiederhergestellt.

 

Für mich war dieser Roman ein lustiges, unterhaltsames Buch, bei dem man die Szenen bildhaft vor Augen hatte. Als heitere Sommerlektüre sehr zu empfehlen.