Rezension

Doppelleben einer Jugendlichen

Irgendwann werden wir uns alles erzählen -

Irgendwann werden wir uns alles erzählen
von Daniela Krien

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch ist die Neuauflage des bereits im Jahr 2011 erschienenen Debütromans der Autorin. Er hat mich sehr beeindruckt und erhält von mir eine Bestbewertung.

Die Geschichte ist angelegt zur Zeit der Wende in der DDR im Jahr 1990 auf einem grenznahen Dorf. Die 16jährige Maria, die aus schwierigen familiären Verhältnissen kommt, findet Aufnahme in der Familie ihres gleichaltrigen Freundes auf deren Bauernhof und wird dort vorbehaltlos als vollwertiges Familienmitglied anerkannt. Sie verfällt sexuell dem einsiedlerischen 40jährigen Nachbarn und schleicht sich zu ihm über Monate hinweg, ohne dass ihr Doppelleben publik wird. Kurz bevor sie sich schließlich der Familie offenbaren will, um dann endgültig zum Geliebten zu ziehen, passiert etwas Einschneidendes.

Das Leben in der ehemaligen DDR wird gut beleuchtet, gerade auch, wenn es um Spitzeltätigkeit auf dem Dorf geht, ebenso die Aufbruchstimmung der Wendezeit. Noch besser aber ist Marias Lebensgeschichte, die, obwohl fast noch ein Kind, so erwachsen charakterisiert wird. Was ihr Beziehungsleben angeht, verschont die Autorin sie und den Leser nicht. Ob es letztlich realistisch ist, vermag ich, die gut behütet aufgewachsen ist, nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall kommt Maria trotz ihres Doppellebens sympathisch rüber.