Rezension

Drei Schwestern im Krieg

Die Bannister Girls -

Die Bannister Girls
von Jean Saunders

Bewertet mit 4 Sternen

1915 England. Fred Bannister gehört zur englischen Oberschicht und lebt mit Ehefrau Clemence nebst den Töchtern Ellen und Angel recht komfortabel in einer Londoner Villa, während die älteste Tochter Louise bereits standesgemäß verheiratet ist. Durch Zufall begegnet Nesthäkchen Angel dem französischen Soldaten Jacques de Ville, die beiden verlieben sich Hals über Kopf, doch Jacques muss am nächsten Tag an die Kriegsfront nach Frankreich. Während Angel ihre Liebe geheim hält, verlässt die Familie London in Richtung ihres Landsitzes, um dem Kriegsgeschehen in der Stadt zu entkommen. Ellen, die sich den Suffragetten angeschlossen hat und sich für die Rechte von Frauen einsetzt, lernt das Landleben auf ihre ganz eigene Weise kennen, während ihre ältere Schwester Louise ihren Ehemann durch einen dummen Unfall verliert und der Einladung eines schottischen Kriegsversehrten in seine Heimat folgt. Angel, die hinter ein streng gehütetes Geheimnis ihres Vaters kommt, schließt sich mit Freundin Margot kurzerhand den freiwilligen Kriegshelfern an und setzt nach Frankreich über. Ob sie Jacques dort wiedersehen wird?

Jean Saunders hat mit „Die Bannister Girls“ einen kurzweiligen Roman vor historischem Hintergrund vorgelegt, der die Befindlichkeiten innerhalb einer wohlhabenden Familie während des Ersten Weltkrieges wiederspiegelt. Der flüssige und einnehmende Schreibstil macht dem Leser den Einstieg in die Geschichte leicht, wo er sich im Bannister-Haushalt einnistet und nicht nur die zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander auf dem Tablett präsentiert bekommt, sondern auch an diversen Geheimnissen teilhaben darf. Während man die Schwierigkeiten innerhalb der Familie schon recht bald ausmacht, sind die Einzelgänge der Schwestern verschlungener und wesentlich interessanter, vor allem, da jede einen anderen Charaktertyp verkörpert. Auch wenn die Fabrikantenfamilie ein recht privilegiertes Leben führt, setzen sie sich fast alle für die verwundeten Soldaten ein und bringen einige davon sogar in ihrem eigenen Haus unter. Die Autorin hat ihre Charaktere nicht nur sehr unterschiedlich angelegt, sondern jedem von ihnen auch das eine oder andere Geheimnis an die Jacke genäht, das sich erst nach und nach offenbart und nicht nur zu einigem Familienzwist führt, sondern auch das Leben einiger von ihnen in eine andere Richtung lenkt. Die Handlung besitzt nur wenige Spannungsmomente und plätschert eher vor sich hin, was der Geschichte selbst aber nicht zum Nachteil gereicht.

Die Charaktere sind mit glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten ausstaffiert, die es dem Leser leicht machen, sich ihnen anzunähern und mit ihnen eine unterhaltsame und ereignisreiche Zeit zu verbringen. Angel ist ein Freigeist, warmherzig, etwas naiv und vor allem unkonventionell. Louise wirkt zuerst wie ein Snob, doch entwickelt sie sich zu einer Frau, die erst lernen muss, ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen. Ellen ist eine Kämpfernatur, doch in Gefühlsdingen kennt sie sich bisher nicht aus. Fred ist ein gutmütiger Teddybär, der sich ab und an eine Auszeit von der Familie gönnt. Jacques wirkt wie ein Draufgänger, doch hat er auch eine romantische Ader. Clemence will alles unter Kontrolle haben und ist sehr auf Stand bedacht. Aber auch Margot und einige andere haben Szenen in diesem Stück.

„Die Bannister Girls“ ist ein Familienroman vor der Kulisse des Ersten Weltkrieges in England, gespickt mit so manchem Geheimnis. Unterhaltsame Lektüre mit interessanten Charakteren. Verdiente Empfehlung!