Rezension

Düster und Mystisch

Waiseninsel -

Waiseninsel
von Max Seeck

Bewertet mit 4.5 Sternen

4,5 Sterne. 
Max Seecks Thrillerreihe hat optisch einen sehr hohen Wiedererkennungswert. Das blau-rote Design sticht sofort ins Auge und gefällt mir gut. 

In „Waiseninsel“ steht die Kriminalkommissarin Jessica Niemi im Mittelpunkt. Nach einem Vorfall wird sie vom Dienst suspendiert und beschließt Urlaub auf einer schwedischen Insel zu machen. Aus der Erholung wird allerdings nichts, als eine alte Dame ermordet wird und ihr Tod seltsamerweise Parallelen zu zwei Fällen aus den 80er Jahren hat. 

„Waiseninsel“ ist ein atmosphärisch sehr dichter Thriller. Die kleine Insel ist einsam, ein Sturm zieht auf und mehr als ein Charakter ist psychisch nicht ganz zurechnungsfähig, allen voran Jessica. Sie wird immer wieder von Halluzinationen heimgesucht, die sehr detailliert beschrieben werden. Diese Szenen haben mich teilweise etwas verwirrt. Für mich war es nämlich der erste Band dieser Reihe. Ich denke, es wäre von Vorteil, beim Lesen die Chronologie einzuhalten, um Jessicas Background besser zu verstehen. Ich konnte manchmal nicht einordnen, ob es sich bei ihren Halluzinationen um reale Erinnerungen oder um Fantasie handelt 
Davon mal abgesehen ist der Fall komplett in sich abgeschlossen und theoretisch ist es möglich, es als Einzelband zu lesen. 
Psychische Erkrankungen sind ein Thema des Thrillers, denn neben Jessica gibt es noch weitere Charaktere, bei denen man nicht so genau weiß, wie man den Wahrheitsgehalt des Gesagtem einschätzen soll. Es entstehen „Shutter Island“ Vibes und zusammen mit dem sehr ungemütlichem Wetter, der ständigen Dunkelheit, dem Sturm und den erschwerten Bedingungen, die Insel zu verlassen ist die Stimmung wirklich sehr düster und an der Grenze zum Unheimlichen. Dies hat mir wahnsinnig gut gefallen. 
Der komplette Fall ist ein Mysterium, welches man als Leser unbedingt durchschauen möchte. Wer ist für diesen Spuk und die Morde auf der Insel verantwortlich?
In Rückblicken in die 40er Jahre wird die triste Geschichte einer Handvoll Waisenkinder erzählt. Die Rückblicke beschreiben Einsamkeit und Mobbing und enden mit dem Verschwinden eines kleinen Mädchens. Dieses Mädchen scheint der Schlüssel zu allen Verbrechen zu sein. 
Ca. in der Hälfte des Thrillers war ich mir ziemlich sicher, dass ich den Ausgang des Buches ungefähr ausgerätselt hatte. Umso überraschter war ich, als Max Seeck auf den letzten 100 Seiten begann, einen Twist nach dem anderen auf den Tisch zu hauen. Ein ums andere Mal musste ich meine Theorien überdenken und anpassen. Das Finale von „Waiseninsel“ ist wahnsinnig fesselnd und rasant und brachte ein unerwartetes Ende mit sich. 
Dieser Thriller hat mir richtig gut gefallen und ich werde die drei Vorgänger auch noch lesen.