Rezension

Düstere und unheimliche Story voller Wahnsinn zwischen Einbildung und Wirklichkeit

Der Sandmann - E. T. A. Hoffmann

Der Sandmann
von E. T. A. Hoffmann

Für alle, die den Inhalt nicht kennen: Der junge Student Nathanael glaubt in einem Kaufmann Coppelius wiederzuerkennen, der früher öfter bei ihm zuhause zu Besuch war, den Kindern dort die Freude verdarb und der für den jungen Nathanael die Figur des grausamen Sandmanns aus dem Ammenmärchen verkörperte, der Kinder die Augen nimmt. Nathanael sieht sich zunehmend verfolgt und einem dunklen Wahn ausgesetzt, von dem ihn auch seine Verlobte Clara nicht zur Räson bringen kann.

Als Werk der Romantik lebt dieses 1816 erstmals erschienene "Schauermärchen" von den dunklen Seiten, dem Unheimlichen, dem Unterbewusstsein, dem Hang zur Unwirklichkeit. Somit ist man sich auch als Leser*in nie hundertprozentig sicher, was Nathanaels Einbildung entspringt und was nicht, zumal die letztendliche Deutung offen gelassen wird. Das Buch wird seiner Beschreibung als "Schauermärchen" auch durchaus gerecht, die Figur des Coppelius bzw. die des Kaufmanns ist definitiv unheimlich und düster, ebenso wie die Vorgänge.
Auch der Wahn, in dem sich Nathanael zunehmend verliert, vertieft dieses Düstere. Es macht ihn nicht unbedingt sympathischer oder seine Handlungen nachvollziehbarer, aber darum geht es schließlich auch gar nicht. Das Ganze mag so auch zwischendurch verstörend anmuten, aber je nach Interpretation kann man das auf dunkle Mächte schieben, oder rational als Einbildung und Wahnsinn sehen.

Mit den zirka 45 Seiten ist auch dies ein Klassiker, den man recht schnell durch hat und daher auch mal eben lesen kann. Allerdings ist die Sprache weitaus komplizierter. Verschachtelte Sätze, sehr bildreiche Sprache, Metaphern, überaus poetische Vergleiche und das alles in dem altmodischen Stil macht es schwer, das Buch zu verstehen, sodass man recht langsam und teilweise Sätze auch mehr als einmal lesen muss. Zwischendurch spricht der Erzähler einen fast direkt an und legt alternative Anfänge dar, die er statt dreier Briefe hätte wählen können, und impliziert dabei, dass es sich um eine echte Geschichte handle. Wenn man sich auf diese Geschichte einlässt, erwartet einen eine düstere und unheimliche Story voller Wahnsinn zwischen Einbildung und Wirklichkeit.