Rezension

Düsterer als der Vorgänger

Enshadowed - Kelly Creagh

Enshadowed
von Kelly Creagh

Bewertet mit 4 Sternen

Leaning back again, Isobel shut her eyes and, releasing a sigh, rested the back of her head against the tomb.
More than anything, it felt as if she'd been delivering a final speech. Her last words to herself. For herself. For the girl she'd once been but could never again resurrect, the girl her father had been so afraid of losing and had lost anyway.
But, Isobel thought with a bleak and sad smile, what better place to bury what was dead than in a cemetery?

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INHALT:
Isobels große Liebe Varen ist in seiner eigenen Traumwelt gefangen, nachdem sie den einzigen Weg dorthin zerstört hat, im Glauben, er sei bereits wieder in der Realität. Ihre einzige Möglichkeit ist es nun, Reynolds zu finden, den Mann, der zwischen den beiden Welten hin- und herwechseln kann. Doch dunkle Wesen verfolgen sie - und außerdem ahnt sie nicht, dass Lilith noch immer intensiv daran arbeitet, Varen in ihren Bann zu ziehen...

MEINE MEINUNG:
Kelly Creaghs "Nevermore" konnte mich letztes Jahr mit seiner melancholischen, düsteren und phantastischen Art absolut begeistern, sodass "Enshadowed", da es auf Deutsch nicht übersetzt wird, nun unbedingt im Original her musste. Die Grundstimmung im 2. Band ist von Anfang an um einiges dunkler, zwischenzeitlich beinahe schon depressiv, womit man umgehen können muss. Erzählt wird das Werk wieder aus der personalen Sicht von Isobel, wobei sowohl im Prolog als auch im Epilog eine andere Figur zu Wort kommt. Der Schreibstil ist gewohnt schnörkellos schön und vor allem eindringlich - es ist, als wäre man dabei.

Isobel hat sich stark verändert, was sehr schnell klar wird. Sie ist nicht mehr das fröhliche Cheerleader-Mädchen vom Anfang - mittlerweile ist sie eine Außenseiterin, deren große Liebe verschwunden ist, während sie ihn als Letzte gesehen hat. Sie konzentriert sich hauptsächlich auf die Frage, wie sie zu Varen kommt und wirkt oftmals sehr traurig, dabei bleibt sie aber stets nachvollziehbar. Das exakte Gegenteil ist da ihre beste [und einzige] Freundin Gwen, die einen mit ihrer fröhlichen und hilfsbereiten Art immer wieder für sich einnehmen kann. Sie ist der eindeutige [und ebenfalls fast einzige] Lichtblick und lockert das Geschehen immer wieder auf.

Isobels Eltern sind seit der Halloween-Nacht, die sie laut einer Lüge bei Gwen verbringen wollte und in der Varen verschwand, überfürsorglich und lassen ihr kaum Freiheiten. Die Sichtweisen der beiden werden gut deutlich und sind, obwohl sie Isobels Leben noch schwerer machen, durchaus nachvollziehbar - nur ihre Mutter schien mir zwischenzeitlich etwas zu sehr dagegen, während mir der Vater regelrecht leid tat. Varen selbst taucht nur in wenigen Szenen auf, es wird aber deutlich, dass er sich definitiv zum eher düsteren Bereich hin entwickelt, was einem mitunter regelrecht Angst und Bange werden lässt. Ist für ihn ein Happy End möglich?

Der Autorin gelingt es auch dieses Mal wieder, den Leser zu fesseln und völlig in die Welt eintauchen zu lassen, die Protagonistin Isobel selbst noch zu verstehen versucht. Bösartige oder in Rätseln sprechende Nocs, undurchschaubare Helfer und zu viel wissende Ex-Freunde sind da nur ein paar wenige Probleme, die für einiges an Verwirrung sorgen, weil man nie weiß, wem man trauen kann. Immer wieder geschehen mysteriöse Dinge, von denen viele nicht erklärt werden können - was für einiges an Spannung sorgt. Gleichzeitig wird allerdings auch zu viel Zeit auf die Frage verwendet, wie Isobel nach Baltimore kommen soll, um dort Reynolds zu treffen. Dadurch kommen das ein oder andere Mal Längen auf, die nicht hätten sein müssen.

Schade ist besonders für Fans von Varen, dass er hier kaum Platz findet. Dies ist zwar logisch, da Isobel schließlich auf der Suche nach ihm ist, dennoch fehlt er, machte er doch eigentlich einen großen Teil des Reizes aus. In Sachen Romantik geht es hier also nicht voran, irgendwie ist das aber auch wieder erfrischend. So wird sich darauf konzentriert, dass es irgendwie gelingen muss, Varen aus der Traumwelt zu befreien, egal, was es kostet. Auf diese Weise wird es auf den letzten 100 Seiten noch einmal richtig spannend; so spannend, dass man das Werk keine Sekunde mehr weglegen will - bis zum wie schon im Vorgänger schockierenden, entsetzt zurücklassenden Cliffhanger am Schluss, der gleichzeitig perfekt und doch unfassbar ärgerlich ist...

FAZIT:
"Enshadowed" von Kelly Creagh ist nicht ganz so gut wie "Nevermore", kann aber wieder durch die Figuren und den wunderbaren Schreibstil punkten. Varen fehlt ein wenig, kommt aber hoffentlich in Band 3 wieder öfter vor - dieser soll aber wahrscheinlich erst im Sommer 2014 erscheinen. Jetzt heißt es also: Lange, lange warten. Bis dahin gibt es von mir weiterhin eine Empfehlung für die gesamte Reihe; auch auf Englisch, denn dieses ist nicht schwer und gut zu lesen. 4 Punkte für den 2. Teil!

Kommentare

JeannyMeyer kommentierte am 08. Juni 2014 um 18:24

Habe es endlich heute ausgelesen. Muss sagen, habe mich an einigen Stellen gegruselt. Und das kommt selten vor. Aber gut, ich habe das Buch auch nachts nach einem Horrorfilm gelesen.