Rezension

One syllable

Enshadowed - Kelly Creagh

Enshadowed
von Kelly Creagh

Bewertet mit 2 Sternen

"No late-night Facebook updates"

Erinnert ihr euch noch? Es ist jetzt - more or less - ein Jahr her. Mit Kelly Creaghs ‚Nevermore‘ (und den Shadowguards) eröffnete ich mir die Welt der Rezensionen. Damals suchten die Lesenkatzen nach Verstärkung und unsere liebe Val und ich wurden ausgewählt unter den Bewerbern. Unsere Aufgabe war damals mit unseren Rezis zu überzeugen. Ich für meinen Teil hatte so etwas noch nie auf einem Blog gemacht und kannte Nana und Nika auch gar nicht. Aber seitdem hat sich viel getan und ich habe sehr viele sehr wunderbare Menschen kennen gelernt. Und noch mehr phantastische Bücher. Und mit dem hier fing es an. Damals saß mir nach der Lektüre ein ziemlicher Spannungsknubbel im Bauch und ich wollte unbedingt wissen wie es weiter geht. Auch den dritten Teil der Reihe: ‚Oblivion' hat die Autorin schon parat liegen und ich überlasse es ‚Enshadowed‘ mich davon zu überzeugen, dass ich mir auch diesen zulegen sollte. Aber da muss dieses Buch schon verdammt tief fallen um mir den Spaß zu vergällen…

Denn es beginnt dort wo es aufgehört hat: In der Dunkelheit. Im ersten Teil wurde die glitzer-rosa Welt der amerikanischen Cheerleaderin durch ihren zugelosten Projektpartner Varen - der Goth - ziemlich durcheinander gewirbelt. Und nicht nur Beth, der Treppenhausgeist und die unheimlichen Nocs sowie Pinfeathers und ’the red death’ trugen zum Fürchten lehren bei. Dennoch stößt mich Kapitel 1 direkt mal vor den Kopf. Varen - stilecht mit Sonnenbrille im Winter - holt seine Freundin von der Trainingsstunde ab und braust mit ihr in ein Schneegestöber davon. What the *peep* macht der Jung in der realen Welt? Wie, bei Poe, haben sie ihn erlöst aus dem Schlamassel aus Teil 1? Kurz drauf ein Aufatmen. Ich habe NICHT das falsche Buch erwischt. Izo träumt nur und ich fühle sofort den Knubbel wieder im Bauch: verflixt, da war ja was!
 

"It's a little Chucky meets Buffy"

Bezeichnend ist wieder, dass die Kapitel sich nach dem Inhalt richten. Wir finden genau zur Hälfte des Buches die Überschrift: „Inversion“, während die ersten 9 Kapitel alle ’Nachts, düster, spät, trist’ sind. Anschließend Titel die ‚heller‘ werden ‚reflektieren‘ - schließlich jene 9 die ‚verbergen, geheimnisvoll‘ sind, ‚magisch‘ und schließlich die finalen die noch einmal ‚melancholisch‘ zur ‚Grenze‘ führen und schließlich ‚entschlafen‘. Ich denke das ist schon sehr bezeichnend für den Stil von Creagh.

Wobei ich einmal ehrlich sagen muss, das erste Drittel sehe ich zwiespältig. Es passiert gar nichts. Ich habe einfach erwartet, Isobel würde sich nicht aufhalten lassen Varen zu helfen! Wirkt wie die furchtbare Mrs Twilight: *heul heul ich verbuddel mich*.
"Oh nein! Was soll ich nur tun? -
Ach, ich bleib' hier einfach sitzen."

Aber anders als genannter Vergleich, DARF Izo einfach nicht! Sie hat verschärften Hausarrest nach der ganzen Sache an Halloween. Und bis Weihnachten ändert sich daran auch nichts. Sie darf nicht alleine weg - „Classes. Lunch. Classes. Practice. Dinner. Homework. Sleep.“ Selbst der Umgang mit Gwen, ihrer Freundin wird ihr verboten. Sie ist minderjährig und bevor sie sich erneut in ein Abenteuer stürzen kann, muss sie Buße tun und ihr ist klar, dass sie keine Zeit hat. Die Menschen glauben, Varen sei ein Ausreißer und schlicht davon gelaufen. Big-Bear Daddy und My-fair-Lady Mommy sorgen sich doch nur um ihre Tochter, die seitdem Albträume hat und nicht mehr lächelt! Plausibles Verhalten der Eltern. Einziger Lichtblick im ersten Abschnitt: der kleine Nerd-Bruder. Denn auf einmal kommt heraus, dass Gwen ne jüdische Hexe ist, die Schelte von ihrer verstorbenen Oma kriegt, das ist… äh… also nee.
 

"Google is a verb now"

Endlich taucht mal Varen auf. Endlich TUT das Mädchen mal was! Zum Beispiel mit ihm reden! Was natürlich direkt in die Hose geht. Denn nicht nur Pinfeathers sondern auch Izos Ex-Boyfriend tauchen wieder auf. Und Varens spärliche Auftritte werden noch weniger, das Jüngelchen wird hochgradig eifersüchtig, woran natürlich die Spiegel Schuld sind. Ich muss gestehen, bin jetzt über die Hälfte hinweg und bisher ist Teil 2 wie in vielen Serien leider üblich, ein reiner Lückenfüller. Alles voran gegangene noch einmal aufnehmen, viel zerdenken, irgendwann mal aus dem Quark kommen um Teil 3 vorzubereiten. Aber das Cover hätte vielleicht schon andeuten sollen: Izo steht im Vordergrund und zwar nur sie.

Auf Seite 300 fällt Izo dann mal ein, dass man vielleicht hätte planen sollen. Und da war ich schon an dem Punkt das Buch abzuhaken mit folgenden Gedanken: Meine Jugendbücher hatten Helden (egal ob männlich oder weiblich) die Energie geladen waren! Denen wäre es NIEMALS eingefallen sich zu verbuddeln und 300 Seiten lang herum zu heulen! Wenn Pippi Langstrumpfs Tommy in eine Spiegelwelt entführt worden wäre (was ein echt schöner Ansatz ist, mal den schlafenden Dornrosso und nicht Dornröschen zu retten) hätte Pippi Annika unter den Arm geklemmt, den Eltern gesagt: WIR holen ihn zurück, Tante Prusseliese lachend zugewunken und wäre ausgezogen alle Spiegel dieser Welt zu zerdeppern! Gut, Annika war immer etwas weinerlich, aber sie hat sich immer anstecken lassen! Izo hier… der muss man nach 400 Seiten so fest in den Allerwertesten treten, dass sie glatt über die Klippe fällt, ohne Cliffhanger! Und Varen - ehrlich KEINE Ahnung alle anderen Chars waren nicht einmal als blass zu bezeichnen, man könnte glatt sagen sie waren gar nicht existent! Von einem Fortschritt der Handlung zu schweigen. Und das können die schönen Kapitelüberschriften dann auch nicht mehr retten.
 

Fazit:

Rückblickend fühlt es sich an, als ob nur die letzten 100 Seiten zur Geschichte gehören und das Geplänkel davor lediglich als Füllmaterial dient. Das hätte man auch alles raffen, voraussetzen, auslassen können. Es passiert nichts, es gibt keine Charaktere außer Izo und ihre Familie und die Location bleibt auch immer dieselbe. Die Punkte gerettet haben die letzten Kapitel, endlich in der Traum/ Spiegelwelt angekommen. Herausragend der Kampf zwischen Pinfeathers und Scrimshaw…
Der Witz? Auf Goodreads hat dieses Buch 4,900+ Bewertungen und über 700 Rezensionen. Ein Ergebnis von knapp 4Punkten. Wie wir alle wissen ist das schon echt gut! Nur zum Vergleich Teil 1 hat noch mehr abgeräumt mit über 2000 Rezensionen und über 20,000 Bewertungen und einem schlechteren Durchschnitt denn 2. Und was soll ich euch schon verheimlichen? Zu Teil 3 hat die Trilogie massiv an Lesern eingebüßt. Nur noch 100 Rezis und 200 Bewertungen mit einem sehr guten 4er Durchschnitt.
Was sagt uns das? Nüchtern betrachtet? Yep. Teil 2 war so schlecht, dass nur noch Hartgesottene dabei sind.

Ich versuche Bewertungen und Rezis zu umgehen, bis ich das entsprechende Buch selber gelesen habe. Daher ist meine Meinung davon nicht beeinflusst, wie ich aber mal mit dem Finger in der Wunde bohren möchte: Ich bin nicht die einzige die genau den oben erwähnten Eindruck hatte, auch wenn ich mich wesentlich freundlicher ausdrücke.
Hier fehlte einfach ALLES was das erste Buch ausgemacht hat.

Ein 'syllable' für das Urteil: bad!

Note: Sollte ich die Trilogie zu Ende lesen, dann vielleicht nächstes Jahr zum Jubiläum.