Rezension

Duplizität der Fälle

Alles, was zu ihr gehört - Sara Sligar

Alles, was zu ihr gehört
von Sara Sligar

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Romanen, die sich nicht ohne Weiteres einem Genre zuordnen lassen, und dieser gehört zweifellos dazu. Allerdings wäre hier an mancher Stelle weniger tatsächlich mehr gewesen, denn die Autorin hat ihre Geschichte nach meinem Gefühl doch ein wenig überfrachtet.

Die Journalistin Kate verliert nach einem Skandal, über den der Leser lange im Dunkeln bleibt, ihren Anstellung bei einer Zeitung. Sie flieht zu ihrer Tante in eine Kleinstadt und übernimmt dort die Sortierung des Nachlasses der berühmten, verstorbenen Fotografin Miranda Brand. Bald wirft diese Sammliúng viele Fragen auf. Hat sich Miranda tatsächlich umgebracht, oder war ihr damals 11jähriger Sohn Theo gar in den Tod verwickelt? Dass sich Miranda zu Hausherr Theo hingezogen fühlt, vereinfacht die Situation ebenso wenig wie Kates eigene mysteriöse Vergangenheit.

Die Geschichte wird überwiegend aus Kates Sicht erzählt. Eingestreut sind Dokumente aus Mirandas Nachlass, die raffiniert oft mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Kommt Miranda selbst durch ihr Tagebuch zu Wort, ist ihre Wortwahl äußerst drastisch, fast schockierend. Dies findet jedoch seine Erklärung. Die Autorin schafft sperrige Charaktere, die nicht richtig sympathisch sind, jedoch trotzdem ihren Reiz entwickeln.

Es dauert lange, bis die Erzählung Fahrt aufnimmt, da sie sich doch sehr verzweigt. Die Parallelen zwischen Miranda und Kate waren mir etwas zu konstruiert. Vor allem habe ich mich gefragt, warum Theo von Miranda angezogen wird, obwohl sie ihn doch ziemlich an seine Mutter erinnern muss, zu der sein Verhältnis schlecht war. Auch nicht ganz so viel Me too hätte dem Roman nach meinem Geschmack gutgetan.

Dennoch ein äußerst lesenswertes, vielschichtiges Buch, das mich gut unterhalten hat. Die Auflösung um Mirandas Tod hätte jedoch durchaus spektakulärer sein können.