Rezension

Durchwachsen aber nicht schlecht.

Untreue
von Paulo Coelho

Inhalt:

Coelho beschreibt das Leben von Linda und wie gefangen sie sich in ihrem Leben fühlt und wie schrecklich die Stagnation sich für sie anfühlt, aber auf der anderen Seite auch wie undankbar sie sich einschätzt, weil sie doch alles hat was es zum Leben braucht, inklusive einer eigenen Familie und somit Menschen, die sie lieben.

An diesem emotionalen Wendepunkt  trifft sie aus beruflichen Gründen auf einen alte Schulliebelei und sucht das schnelle Vergnügen. Sie ist ihrem Mann untreu. Was jetzt folgt sind wirre Gedankengänge und Aktionen von Linda, die in  Teilen höchst irrational sind, sie aber auf ihrem Lebensweg weiter zu bringen scheinen.

Meine Eindrücke:

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und trifft nicht ganz meinen Geschmack. Es fiel mir zwischendurch schwer am Ball zu bleiben.  Er lässt Linda aus der Ich-Perspektive erzählen und es gibt wenig wörtliche Rede. Die „Gänsefüßchen“ gibt es fast nur, wenn Außenstehende sprechen. Wenn Linda selbst spricht innerhalb einer Konversation gibt es diese Satzzeichen nicht. So entsteht für mich der Eindruck, dass sie mir alles rückblickend erzählt und das Ganze Buch eher aus Gedanken besteht denn aus Echtzeit Dialogen. Das hat mir das Eintauchen in die Szenen wesentlich erschwert. Ich kam nicht in einen „Flow“.

Das Buch wechselt sich ab zwischen geistreichen Gedanken und zu weit Ausholende Monologe über Gott und die Welt und seine Natur. Gewisse Stellen habe ich per Schnelllesetechnik überflogen, wenn ich meinte, dass sie nichts in sich bergen was mich erhellt.

An einigen Stellen konnte ich aber wirklich etwas für mich herausziehen. Einige Tatsachen und Lebensweisheiten hat Coelho sehr gut getroffen. In vielen Aussagen kann ich ihm dann doch wieder zustimmen. Herr Coelho scheint so seine Erfahrungen zu haben, was psychische Krankheiten angeht, zumindest ist er in dieser Hinsicht belesen und kann seiner Protagonistin einen Charakter, wenn auch einen eher unsympatischen Charakter auf den Leib schneidern. Auch finde ich seine Beobachtungen zu Langzeitbeziehungen und ihren Problemen, Wünschen, Sehnsüchten einfach sehr pointiert.

Mein Fazit:

Ich bin hin und her gerissen, wie ich diesen Autor einschätzen soll.

Dieses Buch scheint nicht sein Maßstab zu sein. Wäre es ein klassischer Coelho hätte ich durchaus kein Interesse mehr einen 2. Versuch zu starten. Da ich jetzt aber öfter gelesen habe, dass es eines seiner schwächeren Bücher ist, bin ich geneigt bei Gelegenheit ein 2. Buch seiner zahlreichen Veröffentlichungen zur Hand zu nehmen. Wer weiß, vielleicht reißt er mich doch eines Tages noch völlig mit. Wobei mir die religiös-philosophisch angehauchte Seite etwas auf den Zwirn geht. Darauf konnte ich mich nicht so sehr einlassen.

Zum letzten Drittel hin wurde das Buch wieder etwas versöhnlicher. Ich konnte wieder ganz reale Situationen herausfiltern und den Gedankengängen Lindas folgen. Nur die letzten paar Seiten waren wieder nicht nach meinem Geschmack.

Ja, wie bewerte ich nun dieses Buch? Ich entscheide mich hier für eine 3,5. Es ist nicht so schlecht wie eine 3 aber auch nicht so mitreißend wie eine 4 für mich sein würde.

Coelho muss man mögen. Ich kann mich dazu noch nicht ganz entschließen. :-)

 

Kommentare

Maralisi kommentierte am 30. November 2014 um 04:33

Liebe Digra,

Deine Rezi gefällt mir sehr gut. Mir geht es ähnlich wie Dir. Ansonsten habe ich Coelho immer sehr gern gelesen, aber mit diesem Buch habe ich mich sehr schwer getan.

Lieber Gruß

Marianne

Maralisi kommentierte am 30. November 2014 um 04:33

Liebe Digra,

Deine Rezi gefällt mir sehr gut. Mir geht es ähnlich wie Dir. Ansonsten habe ich Coelho immer sehr gern gelesen, aber mit diesem Buch habe ich mich sehr schwer getan.

Lieber Gruß

Marianne

kommentierte am 02. Dezember 2014 um 21:10

Hallo!

Ich danke dir für deine Worte.

Wir sehen uns in einer Leserunde :-)

Lieben Gruß

Digra