Rezension

Dystopie - etwas Fantasy - und wunderbare Literatur.

Der Geschmack von Wasser - Emmi Itäranta

Der Geschmack von Wasser
von Emmi Itäranta

Bewertet mit 5 Sternen

Dystopie - etwas Fantasy - und wunderbare Literatur.

Inhalt:
Die Geschichte spielt in der Zukunft.
Es gibt fast kein natürliches Trinkwasser mehr, da fast alle natürlichen Quellen versiegt sind. Da es so gut wie keine Niederschläge gibt, herrscht überall Dürre und Trockenheit. Das Wasser wird rationiert. Wasser gibt es eigentlich nur noch als entsalztes Meerwasser, aber die Entsalzungsanlagen stehen unter der "Obhut" des Militärs.
Noria, die 17-jährige Protagonistin, ist die Tochter eines Teemeisters. Als ihr Vater stirbt, tritt sie in seine Fußstapfen und übernimmt seine Rolle als "Hüter des Wassers".

 

Meine Meinung:

Nicht so gut gefallen hat mir, dass einige Fragen während des Romans offen blieben bzw. sich mir nicht alle Themen erschlossen haben:
Was ist ihre Mutter für eine Wissenschaftlerin? Für wen oder was arbeitet sie?
Die erste Hälfte des Romans "passiert nicht viel" und mir war nicht so ganz klar, worauf die Story hinaus laufen wird; aber dennoch war der Roman von Anfang bis Ende spannend, weil man immer wissen wollte, wie es weiter geht und wohin sich die Geschichte entwickelt. [An die zukünftigen Leser: Durchhalten!]
Und vieles hört sich für mich sehr naiv an, wenn über die "Alte Zeit" (als es noch Winter mit Schnee und Eis gab) erzählt wurde.

 

Ich finde, die Autorin ist eine wunderbare Beobachterin:
Als Zeichen für ein Wasserverbrechen werden die Haustüren mit einem blauen Kreis markiert: "Tatsächlich konnte niemand mit Sicherheit sagen, was mit den Bewohnern der gebrandmarkten Häuser geschah, und es war bequemer nicht danach zu fragen." (S. 168)
Und, dass die Not alle Menschen gleich mache und jeder Angst habe aufzufallen oder Verdacht zu erregen: Noria hatte bisher noch kein Trockenschampoo gekauft; "Ich hatte noch nicht allzu gründlich darüber nachgedacht, wie sehr ich mein Leben ändern müsste, damit es sich nicht allzu sehr von dem der anderen Dorfbewohner unterschied." (S. 168)

 

Die Erzählung fließt sehr ruhig dahin, vergleichbar mit gemächlich fließendem Wasser. D.h. man muss sich auf den Roman einlassen und sich der "Langsamkeit" des Erzählstils anpassen. Wobei ich hier nicht sagen möchte, dass das Buch langweilig wäre; ganz und gar nicht, sondern die Autorin schreibt eigentlich sehr detailliert, aber dennoch so, dass man sehr gut folgen kann und nicht den Faden verliert.

 

Fazit:
Dystopie: Wenn das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Wasser das Leben in der von Trockenheit geprägten Realität bestimmt.
Utopie eines totalitären Staates, der die Wasserhoheit an sich reißt.
Belletristik: Erzählt mit einer wundervollen "Leichtigkeit".

 

"Poetisch, zart und bildgewaltig" erzählt die Autorin "von einer Zukunft in Bedrängnis" (Zitat aus der Buchumschlaginnenseite).
Dem würde ich voll und ganz zustimmen!