Rezension

Edles für die Ewigkeit

Die Time Catcher - Richard Ungar

Die Time Catcher
von Richard Ungar

Bewertet mit 4 Sternen

Caleb ist ein Waisenjunge, der von "Onkel" aufgenommen und zum Dieb ausgebildet wurde. Aber nicht zum einfachen Taschendieb, oh, nein. Caleb ist jemand, der durch die Zeit reisen kann und das ausnutzt, um für Onkel all die Dinge zu stehlen, die dieser ihm in Auftrag gibt. Ob es eine besonders wertvolle Ming-Vase ist oder die erste Frisbeescheibe der Welt (ein Kuchenblech! ;D) oder, oder, oder ... Es gibt nichts, was Caleb nicht stehlen kann, vorausgesetzt ... Oh, ja. Vorausgesetzt, ein anderer Snatcher klaut ihm nicht im letzten Moment seine Beute - oder auch viele Momente davor, denn das ist ja die Crux mit Zeitreisen: man kann immer noch mal ein Stück nach vorn oder zurück gehen. Calebs Gegenspieler ist Mario, ein Time Snatcher seines Alters und ebenfalls von Onkel ausgebildet. Warum Mario tut, was er tut, wird erst recht zum Schluss deutlich, ich will also nicht spoilern und behalte es für mich. Allerdings macht er Caleb jede Menge Ärger, scheint ihm die Freundin auszuspannen und sorgt dafür, dass er von Onkel mehrmals - auch sehr brutal - bestraft wird.

Jetzt, da Caleb ein wenig älter ist, macht er sich immer mehr Gedanken über die Richtigkeit dessen, was sie da tun. Und er sehnt sich nach einer Familie, einer richtigen, nicht einer Bande Dieben, die irgendwie zusammengewürfelt wurden. Er rettet deshalb einem kleinen Jungen das Leben, anstatt etwas zu stehlen, und dieser kleine Junge - Ben - geht ihm seither nicht mehr aus dem Kopf. Immer mehr distanziert er sich von Onkel und seinen Zielen und nachdem er zur Strafe direkt in die Wüste geschickt wurde (wortwörtlich!) kann ihn nichts mehr halten, die Flucht zu versuchen ...

Mehr erzähle ich nicht, um nicht zu spoilern, doch lasst euch versichert sein: Es bleibt durchgehend spannend. Caleb ist ein sympathischer Bursche, trotz seiner Profession. Er hat Sorgen wie andere auch und er muss sich mit Problemen herumschlagen, die teilweise gefährlich oder grausam sind. Ungers Schreibstil ist flüssig, sicher und liest sich ratzfatz weg, eine Freude für jede Leseratte.

Der einzige ernsthafte Kritikpunkt, den ich anmerken muss ist, dass die Protagonisten sich nicht benehmen wie 13jährige, als die sie geschildert wurden. Ihren Handlungen, auch ihren Gedanken zufolge sind sie mindestens 16, eher schon 18, so eloquent, selbstsicher, und schnell reagierend, wie sie sich geben.

Ansonsten kann ich das Buch guten Gewissens absolut jedem empfehlen, der auf Zeitreiseabenteuer steht, und hoffe, es geht weiter mit Caleb und den anderen.