Rezension

Eher Seifenoper statt Thriller

Der Bilderwächter - Monika Feth

Der Bilderwächter
von Monika Feth

Cover:
Wie auch die anderen Cover der Reihe passt dieses perfekt. Die rot-schwarz-weiße Färbung finde ich nach wie vor sehr schön und auch, dass die Bilderahmen teilweise zerstört sind, passt gut zu der Geschichte.

Meinung:
Ich bin mir nicht ganz im Klaren darüber, was ich von dieser Fortsetzung halten soll.
Ilka hat sich einigermaßen von den traumatisierenden Erlebnissen von vor zwei Jahren erholt und nun ein Kunststudium in Düsseldorf angefangen. Als sie jedoch Nachricht erhält, dass sie Rubens Nachlass verwalten muss, drohen die mühsam aufgebauten Stützen erneut einzubrechen. Als dann auch noch ein Mord geschieht, stehen die Zeichen auf Sturm.
Mich hat Einiges an diesem Thriller gestört, weswegen es mir nicht gelang, vollständig in die Handlung einzutauchen, so wie es sonst bei der Reihe von Monika Feth der Fall war.
Ich habe die Autorin schon immer für die stimmigen Details bewundert, die in dieser Reihe herrschen. Personen, die einmal eingeführt wurden, bleiben weiterhin erwähnt (wie zB Claudio und Bert Melzig), andere werden nach und nach eingeführt und sind dann weiterhin Bestandteil der Handlung. Wo kamen denn aber auf einmal Hortense und Emilia her?! Es wurde ein Gewese um die zeternden alten Damen gemacht, dass Merle sie ja ach so lang kennt und sie Rubens engste Nachbarn waren. Ich habe extra „Der Mädchenmaler“ nochmal vor diesem Teil gelesen und NIRGENDWO war ein Hinweis auf diese Frauen zu finden. Alle Figuren im Buch waren bestens mit ihnen vertraut, nur der Leser nicht.
Genauso verhält es sich auch mit der Willkürlichkeit. Monika Feth ist keine Autorin, die ihren Figuren nichts zumutet, im Gegenteil. Alle Lösungen und Ereignisse waren immer plausibel. Aber auch das hat mit hier gefehlt. So oft, wie bei Jette Vorlesungen und Seminare ausgefallen sind, damit sie sich um Ilka kümmern kann, habe ich das in meinem gesamten Studium nicht erlebt. Sehr weit hergeholt also.
Mir haben viele Figuren gefehlt. Imke taucht nicht auf, Tilo wurde nur in Jettes Erzählungen erwähnt und Mina wird wahrscheinlich gar nicht mehr aktiver Teil der Reihe sein, zumindest kommt es mir langsam so vor. Seit dem dritten Teil hockt sie in ihrer Therapie und kommt nicht einmal für ein Wochenende zu Besuch, was ich mehr als schade finde. Auch Luke wird nur mal so nebenbei erwähnt, wie es mit ihm und Jette aussieht: keine Ahnung. Darauf gibt es keine Antworten.
Mein größtes Problem, und ich glaube, dass ist der Hauptgrund, weswegen die Handlung mich so wenig vereinnahmen konnte, sind Ilka und Mike. Mike ackert sich sonst was ab, damit Ilka ihn endlich mal zulässt und sie hat nichts Besseres zu tun, als sich von einer Katastrophe in die nächste zu stürzen und ihn abgrundtief zu verletzen. Ich habe Verständnis dafür, dass sie durcheinander ist, nicht weiß, was sie tut und dergleichen. Aber sie hat sich seit dem zweiten Teil GAR NICHT weiterentwickelt. Null. Sie ist genauso ein zitterndes Angstbündel wie im zweiten Band, obwohl sie ja seit zwei Jahren zur Therapie geht und sich langsam ins Leben zurückboxt. Dass man nicht von heut auf Morgen große Schritte erwarten kann, ist verständlich, aber es wird beispielsweise ständig erwähnt, wie viele Fortschritte Mina macht und wie gut es ihr geht. Wieso ist das bei Ilka nicht der Fall? Wieso kann sie sich nicht weiterentwickeln? Und wieso sind hier genau die gleichen Probleme in epischer Breite präsentiert, wie wir es exakt im zweiten Teil hatten?
Ich fand es auch extrem unrealistisch, wie labil Ilka beschrieben wurde und ihre Psychotherapeutin dennoch der Ansicht war, dass eine ambulante Therapie ausreiche. Meiner Meinung nach gehört Ilka in eine Klinik. Auf die Gründe möchte ich nicht genau eingehen, weil ich zu viel verraten würde, aber ich denke jeder, der das Buch gelesen hat, wird verstehen, was ich damit meine.
Jette, die ich zwar sympathisch finde, aber als Protagonistin sehr schwach, hat in diesem Teil nur einen klitzekleinen Part, was mich aber nicht unbedingt gestört hat.
Ansonsten ist es, um mal auf die Thrillerelemente zu kommen, in diesem Teil so, dass man bis zum Schluss kaum weiß, wer der Mörder ist, was der Mord mit unserer WG zu tun hat und wie alles zueinander steht. Meist wusste man das in den Thrillern der Reihe. Das fand ich nicht so schlimm, dadurch wurde die Spannung gut aufrechterhalten, aber die Auflösung ist etwas unzufriedenstellend gewesen, in meinen Augen. Dazu kommt, dass das, was im Klappentext großartig als Drama angekündigt wurde und man denkt, dass für Ilka ein absoluter Spießrutenlauf beginnt… das war eher Nebengeschichte. Letztendlich war alles gar nicht so furchtbar, wie man zuerst dachte und das ist verschenktes Potenzial. Der Thriller erinnert eher an eine Seifenoper.
Dennoch ist der Schreibstil von Monika Feth einzigartig. Es gibt selten Autoren, die Alltagshandlungen so detailgetreu beschreiben können, ohne dass sie den Leser langweilen. Meinetwegen könnte Monika Feth schreiben, wie Jette den Hausputz macht und ich würde die Worte in mich aufsaugen wie ein Schwamm das Wasser. Es ist jedes Mal wie nach Hause kommen, wenn man die WG betritt und wieder die geliebten Personen um sich hat.
Ich bin mir aber trotzdem noch nicht sicher, ob diese Reihe für mich noch weitergehen wird. Die letzten beiden Bände empfand ich auch als sehr wiederholend und in die Länge gezogen, da immer vorherige Teile nochmal bis ins Detail auseinander genommen werden. Die Täter sind grundsätzlich immer Männer mit irgendwelchen Frauenproblemen und langsam wird es wirklich langweilig. Sofern Mina mal wieder auf die Bildfläche tritt, hab ich als Mina-Fan keine Chance, aber sollte sie auch nur wieder zwei, drei Mal erwähnt werden, weiß ich nicht, ob ich den siebten Band lesen muss.

Fazit:
Leider ist dies der schlechteste Teil der Reihe, denn dieses Buch ist kein Thriller, sondern eine Seifenoper. Ilka geht mir mit ihren Attacken ziemlich auf den Keks, weil sie sich seit dem zweiten Teil nicht weiterentwickelt hat und sich dahingehend auch nichts tut, wodurch Mike leidet und die gesamte Handlung wieder einmal von vorn beginnt. Hatten wir alles schon mal. Es kommen Personen aus heiterem Himmel vor, die alle zu kennen scheinen, nur der Leser nicht, was mich zunehmend gestört hat. Auch andere lieb gewonnene Figuren erscheinen hier nicht oder nur sehr kurz. Dennoch rettet der einzigartige Schreibstil diesen Band und macht fast alles wieder gut, denn der ist wie immer wunderbar. Ich hoffe auf einen besseren, neuen Teil, der wieder mehr mit Jette und vielleicht sogar Mina, Imke und Tilo zu tun hat, denn das war leider nicht ganz mein Fall.