Rezension

Eher unaufgeregt

Hüte deine Zunge -

Hüte deine Zunge
von Hallie Ephron

Bewertet mit 3 Sternen

Ausmisten, sein Leben, seine Wohnung entrümpeln und aufräumen ist ja derzeit ein großer Trend. Sich Dingen entledigen, die man nicht mehr braucht, die einem nicht gut tun. Emily hat diesen Trend nicht nur für sich selbst entdeckt, nein, sie macht daraus direkt eine Geschäftsidee und gründet zusammen mit ihrer Jugendfreundin eine eigene Firma. Gerade hat sie wieder zwei Aufträge bekommen, allerdings bekommt sie es hier nicht nur mit altem Gerümpel zu tun, sondern mit einer Leiche.

Schon im Klappentext erhält der Leser diese Informationen und ist somit schon von der ersten Seite an in Lauerstellung, wann es denn nun endlich dazu kommt. Bis zum Auffinden der Leiche passiert im Buch zwar Einiges, aber wirklich Spannung kommt nicht auf. Am Schreibstil der Autorin liegt das aber weniger, der ist leicht, recht eingängig und flott zu lesen, aber irgendwie plätschert die Geschichte eher vor sich hin, ohne die Erwartungshaltung des Lesers zu befriedigen. 

Die Figuren bleiben, obwohl teilweise recht spezielle Charaktere, eher blass, besonders auch im Hinblick auf ihre Rollen innerhalb der Story. Die Hauptfigur Emily ist dermaßen naiv, das tut beim lesen fast körperlich weh. Man möchte sie schütteln, anschreien, mit dem Kopf auf das Offensichtliche stoßen. Dinge, die dem Leser längst klar sind, brauchen Seiten, bis sie endlich bei ihr ankommen. Sympathisch sind hier eher einige wenige Nebenfiguren. 

Die Geschichte ist nicht neu. Wer viel im Genre Krimi/Thriller unterwegs ist kennt das Szenario in unzähligen Varianten, selbst in den Columbo Filmen der Achtziger ist diese Konstellation schon vertreten gewesen. An sich nichts Schlimmes, wenn die Autorin es dem Leser gut verkauft und da liegt das Problem. Wo in anderen Storys subtile Hinweise erst auf den zweiten Blick erkennbar sind, wird hier damit nur so um sich geworfen. Die Geschichte wirkt dadurch zu sehr konstruiert und gestellt, die Spannung kommt gar nicht, oder nur bedingt ganz zum Ende hin auf. Am Ende baut die Autorin dann noch einen überraschenden Spin ein. In meinen Augen vollkommen unnötig. 

Für mich als Leser eine Geschichte, die durchaus über ein verregnetes Wochenende hinweghilft, aber nichts besonderes liefert. Anders aufgebaut wäre da sicher auch für abgeklärte Leser mehr drin gewesen in Punkto Spannung und Thrill. Um nochmals auf den Klappetext zurück zu kommen, spannend - bedingt, überraschend - nur in einer Szene, unterhaltsam - das schon.