Rezension

Der Tote im Lagerhaus – anfangs langweilig, später zu viel

Hüte deine Zunge -

Hüte deine Zunge
von Hallie Ephron

Bewertet mit 2.5 Sternen

Langweiliger Beginn, zu rasantes Ende, oberflächliche Charaktere, oft unglaubwürdig im Verhalten, sprachlich einfach

Ich habe ein Faible für Minimalismus, fürs 'Ausmisten' und die Hauptperson des Buches ist eine professionelle Aufräumerin. Da kann ich mir gut vorstellen, dass sie irgendwann irgendwo etwas findet, was nicht harmlos ist, schlimmstenfalls eine Leiche. Und tatsächlich passiert genau das, aber es dauert über 100 Seiten und hat mich anfangs ziemlich gelangweilt. Emily Harlow und ihre Freundin Becca haben eine kleine Firma, die anderen Menschen beim Ausmisten hilft. Dafür hat Emily ihren sicheren Job als Grundschullehrerin aufgegeben, obwohl ihr Mann – Rechtsanwalt – noch Schulden hat. Sie scheinen nicht besonders gut zueinander zu passen, denn sie ist Minimalistin und er fast ein Messie, der ständig auf Flohmärkten Sachen kauft und sie im gemeinsamen Haus hortet. Überhaupt scheint es um die Ehe nicht zum Besten zu stehen.

Dann bekommen Becca und Emily gleich zwei neue Aufträge und gehen mit dem üblichen Procedere vor: Mit den Kunden sprechen, ihre Motive abklopfen, sichten, Fotos machen und zuletzt einen Kostenvoranschlag unterbreiten. Und endlich, endlich gibt es eine Leiche, ausgerechnet in dem Lager, wo ausgemistet werden soll und wo möglicherweise wertvolle Bücher und Karten lagern.

Ab da wird es spannender und dem Leser kommt die ein oder andere Vermutung, wer es gewesen sein könnte und wer es ist, der den Verdacht auf Emily lenken will, denn ihr passieren merkwürdige Dinge.

Im letzten Drittel gewinnt die Handlung rasant an Tempo. Was anfangs fehlte, ist hier zu viel. Und vor allem erschienen mir die Verhaltensweisen der Personen teilweise sehr unwahrscheinlich und unglaubwürdig. Für mich war es eher eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte.

Außer dem Handlungsaufbau und den flach gezeichneten Personen (außer der originellen Mutter Lila) gefiel mir streckenweise auch die Sprache nicht: unnötige Anglizismen (Tanktop mit Racerback, Leder-Loafer), anfangs oft einförmiger Satzbau, was aber später besser wurde, falsche Grammatik (ich bin am Bieten) und die manchmal drastische Ausdrucksweise ('Ich fühle mich wie ein Stück Scheiße'; wie er 'dumme Kuh' hinrotzte).

Mein Fazit: diesen Roman (Krimi? Thriller?) hätte ich nicht lesen müssen. Anderen gefällt er und es ist gut, dass die Geschmäcker verschieden sind, aber meinem entspricht es aus den oben genannten Punkten nicht.