Rezension

Ehrlich und witzig, aber mit kleinen Schwächen

Hilde - Ildikó von Kürthy

Hilde
von Ildiko von Kürthy

Bewertet mit 3.5 Sternen

Angelockt durch das hübsche Cover - wirklich niedlich wie Ildikó von Kürthy und ihr Hund Hilde auf dem Bild strahlen - habe ich mich in die Leseprobe vertieft, die mich gleich begeistert hat. Obwohl mich die letzten Bücher der Autorin nicht so angesprochen haben, ging es mir hier als Hundebesitzerin gleich anders - ich wollte "Hilde" unbedingt lesen.

Nachdem Ildikó von Kürthy in ihrem vorherigen Buch über das Mutterwerden und -sein geschrieben hat, geht es in "Hilde" nun um das "Frauchenwerden." Thematisch wohl passend, denn wie die Autorin ziemlich am Anfang schreibt: "das letzte Kind hat Fell". Ihr hündisches Tagebuch bestätigt diesen Satz auch mehr als einmal. Gewohnt locker, flockig und sehr ehrlich (nehme ich an) schreibt Ildikó von Kürthy über ihr Leben als frischgebackene Hundebesitzerin, ihre Freude mit dem Hund, aber auch über Ängste. Die Ehrlichkeit gefiel mir wirklich sehr, gerade dass die Autorin an den ersten Tagen/Wochen immer noch nicht sicher war, ob das mit dem Hundekauf eine gute Idee war, dass sie verzweifelt war, dass der Hund ins Haus macht oder Dinge zerkaut - so ist es eben! Wie im Buch irgendwann geschrieben steht, muss man sich erst aneinander gewöhnen. Ein fremdes Lebewesen kommt in ein Haus, in dem sich alle bis ins Innerstes kennen und lieben - da ist jeder Neuankömmling natürlich genau erstmal das: NEU! Frau von Kürthy hat das perfekt beschrieben. Ich konnte bis zum Ende des Buches sämtliche Gefühle nachvollziehen, wie langsam die Liebe zum Hund erwacht und immer mehr wird und sie Sachen macht, bei denen sie vorher gesagt hat, dass sie sowas nie machen würde - mehr als einmal wollte ich sagen "das habe ich ganz genau so gemacht/gesagt/gedacht."

"Hilde" bietet auch viele hübsche Sätze, die sich als Zitat eignen: "Hunde können so viel mehr sein als nur Hunde. Sie sind Retter in der Not, sie machen die Einsamkeit erträglich, sie schenken Lebensmut und das Gefühl, für jemanden eine Bedeutung zu haben."

Nicht so gefallen haben mir die ständigen Bezüge zu den Kindern und zum Muttersein. Ich verstehe die Verbindung, aber als "nur" Hundebesitzer haben mich die Kindergeschichten halt nicht besonders interessiert und das waren auch die Stellen, die ich nur überflogen habe. Vielleicht tauchen ja auch Szenen aus "Unter dem Herzen" auf, das ich nicht gelesen habe und worüber sich diejenigen freuen, die wirklich jedes Buch von Ildikó von Kürthy gelesen haben. Zudem bin ich mir manchmal nicht ganz sicher gewesen, ob die Erlebnisse in diesem als Tagebuch bezeichneten Roman wirklich real waren oder doch ausgedacht oder zumindest ausgeschmückt?

Dennoch hat mir die Lektüre Freude gemacht und die Inhaltsangabe passt perfekt: "«Hilde» ist mein Tagebuch aus der seltsamen und wunderbaren Welt der Hundefreunde. Der Ratgeber einer Ratlosen. Ein ehrliches, lustiges und rührendes Buch für Zweibeiner, die ursprünglich auch nie so werden wollten wie all die anderen verrückten Hundebesitzer." Wem dieser Einblick zusagt, kann getrost zum Buch greifen. Menschen, die nicht so verrückt mit ihrem Hund umgehen, werden wohl weniger Gefallen daran finden. Aber wer dem Spruch "das letzte Kind hat Fell" zustimmt und tatsächlich Hund und Kind hat, der wird sich sicher auf vielen Seiten wiederfinden.

Fazit: Ein witziges, ehrliches, auch mal wehmütiges und rührendes Buch für leicht verrückte Hundebesitzer, das mich aber leider nicht komplett überzeugt hat. Meine Wertung schwankt zwischen 3 und 4 Sternen.