Rezension

Eigentlich eine Schmonzette ...Sort of.

Die Skrupellosen -

Die Skrupellosen
von Sadie Jones

Bewertet mit 2 Sternen

Der erste Roman, den ich von dieser doch sehr bekannten Autorin lese, nimmt mich nicht für sie ein. Eine zweite Chance, mich zu überzeugen bekommt sie, weil ich noch ungelesene Romane von ihr im Regal habe.

Der Originaltitel „The Snakes“ (2019) würde bei diesem Roman nichts weiter zur Erhellung beitragen. Obwohl es in dem im Buch beschriebenen Hotel in Frankreich Grasschlangen gibt, solche die sogar ins Haus kommen. Ich sach euch, bleibet im Lande und nähret euch redlich. Wir in Deutschland haben nur ein paar Kreuzotterchen und die sind alle auf Hiddensee. Oder im Zoo.

Aber von vorne!
Bea, aus überaus reichem Haus in London, trifft Dan Normalo. Verliebt. Verlobt. Verheiratet. Die Krux: Bea hat mit ihrer Familie gebrochen und will nichts mit deren Reichtum zu tun haben. Sie ist eine von den Guten und will den Planeten retten. Dan ist eigentlich auch einer von den Guten, aber er hätte es gerne ein bisschen angenehmer. Kann man ihm nicht verdenken. Warum bloß will Bea partout keine Unterstützung vom superreichen Daddy annehmen? Gut. Daddy ist wohl ein Ausbeuter. Aber das würde Dan nicht sonderlich stören.

Nebenschauplätze belegen einen Handlungsstrang in Frankreich, wo Beas labiler Bruder ein Hotel führt. Das ist das Hotel, wo die Schlangen leben und sonst eigentlich nichts. Ein Hotel ist da, aber der Hotelbetrieb fehlt.

Der Kommentar:
Der Grundkonflikt der Ehe, (wie) können Menschen zusammenleben, wenn sie aus verschiedenen sozialen Schichten kommen, hat Sadie Jones dargestellt. Allerdings schüttet sie das interessante Thema mit vielen Nebensächlichkeiten bis zur Unkenntlichkeit, zu. Sie reißt diverse Konflikte an, führt aber keinen aus. Rassismus, Ehe, Gegensätze, Liebe, Wahrheit, Familie, Gesellschaft, Ausbeutung, Geheimnis, Mord und Totschlag – von allem ein bisschen und nichts richtig.

Der Roman krankt an seiner Schreibweise, die viele grottige und arg gestelzte Dialoge und Metaphern aufweist, an dem Verlieren des Fokus durch die Autorin, die sich gerne an Nebenschauplätzen aufhält, weiterhin an Sentenzen, die gar nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben, außerdem an der Unglaubwürdigkeit und Unausgeformtheit der Figuren und an einer schwachen Handlung. Das alles ist sehr schade, denn man merkt trotz des Ärgers, den die platten Metaphern, die konfuse Handlung und die gestauchten Figuren verursachen, dass die Autorin viel mehr kann. Man liest den Roman dann auch ohne Probleme glatt runter.

Als reiner Unterhaltungsroman sind „Die Skupellosen“ durchaus lesbar, wenn man nichts anderes zur Hand hat, als Charakterskizze über eine dysfunktionale Familie ist das Buch ganz und gar nicht überzeugend, es fehlt die vielzitierte Tiefe, als Kriminalroman ist der Roman nicht ausgeformt und von daher langweilig, zum Thema Ehe zu knapp und als Studie über das Leben der Glamourösen zu klischeehaft. Am besten gelungen sind die Szenen auf dem Polizeirevier, wo Dan als Schwarzer per se verdächtigt und entsprechend herabwürdigend behandelt wird. Aber das ist insgesamt zu wenig für diesen durchaus dicken Roman.

Fazit: Sommerunterhaltung mit einem Fingerhut voll Anspruch. Der Roman wäre besser geworden, wenn der Anspruch auf den Anspruch vom vorneherein aufgegeben worden wäre und man gleich eine herzzerreißende Schmonzette geschrieben hätte. Why not? Es hätte besser funktioniert.

Kategorie: Unterhaltung
Verlag: Penguin, 2021