Rezension

Ein außergewöhnlicher Jugend-Roman

Windmädchen - Kai Aline Hula

Windmädchen
von Kai Aline Hula

Bewertet mit 3.5 Sternen

Diese und weitere Rezensionen findet ihr auch auf meinen Blog kopf.kino :)

 

// Was passiert //

Stell dir vor, du bist auf einmal unsichtbar. Von einer Minute auf die andere kann deine Familie dich nicht mehr sehen, nicht mehr hören und wenn du versuchst, deine Zimmertür zu öffnen, bewegt sie sich keinen Millimeter. Genau das passiert der 16 Jahre alten Kara. Eigentlich wollte sie nach dem Geburtstagsfrühstück ihres Bruders Rafael nur für ein paar Minuten in ihr Zimmer gehen, doch als sie zum Kaffeetrinken gerufen wird, ist es, als wäre sie einfach verschwunden.

 

// Was ich denke //

"Windmädchen" ist wirklich komplett anders als die Bücher, die ich sonst so lese. Ich bin zwar großer Fan von Jugendbüchern, aber meistens sind die halt sehr locker, humorvoll und frech. "Windmädchen" ist da anders… die ganze Geschichte ist sehr ruhig, der Schreibstil passend dazu ebenfalls unaufgeregt, ich möchte fast sagen ein wenig steif. Es ist vermutlich meine persönliche Wahrnehmung, aber es fehlte dem Ganzen irgendwie an Leidenschaft, ich konnte nicht richtig mit Kara mitfühlen. Es werden zwar Emotionen übertragen und ich konnte ihre Gedanken und Gefühle auch vollkommen nachvollziehen, aber für meinen Geschmack war alles ein wenig zu… na ja, ruhig.

Die Story an sich ist aber sehr gut gemacht. Am Geburtstag ihres Bruders wird Kara plötzlich unsichtbar. Egal, was sie versucht, ihre Familie kann sie weder sehen noch hören. Genauso wenig kann sie Dinge anfassen oder bewegen, hat aber immer noch einen Körper. Das heißt, sie kann Schmerzen fühlen und auch angerempelt werden, nur, dass der andere das nicht merkt. Somit ist sie leider auch an die Gesetze der Physik gebunden, kann das Haus z.B. also nur verlassen, wenn jemand die Tür offen stehen lässt. So sitzt sie die ersten Stunden komplett alleine in ihrem Zimmer, weil sie nicht rauskommt.
Allerdings merkt sie schnell, dass sie nicht alleine damit ist. Nach einer ersten Nacht, aus der sie leider immer noch unsichtbar aufwacht, trifft sie am nächsten Tag auf den fünfzehnjährigen Ilian. Den kann sie zwar nicht sehen, aber hören. Er erzählt ihr, dass auch er unsichtbar ist – und das schon seit drei Jahren, was Kara wenig Hoffnung macht. Aber auch wenn sie nicht weiß, wie es passieren konnte, ist sie sich doch sicher, dass es eine Möglichkeit geben muss, das Ganze rückgängig zu machen.
Die beiden Jugendlichen verbringen nun ihre Zeit damit, einen Plan zu schmieden, wie sie Karas Familie auf sie aufmerksam machen können. Das ist natürlich gar nicht so einfach, wenn man nicht nur unsichtbar, sondern auch unfähig ist, Sachen zu anzufassen oder verbal zu kommunizieren.

Vielleicht bin ich zu alt, aber leider konnte mich "Windmädchen" nicht hundertprozentig begeistern. Ich finde das Buch alles im allem zwar sehr charmant und liebevoll, aber es traf einfach nicht meinen Geschmack. Wenn ich aber die (eigentliche) Zielgruppe einbeziehe, ist Kai Aline Hulas Debüt-Roman für Jugendliche ein tolles Buch, das einen miträtseln lässt, was mit Kara passiert ist und ob sie es am Ende wohl schafft, wieder sichtbar zu werden.
Apropos Ende: die Auflösung der Geschichte war nicht großartig überraschend. Ich habe natürlich während des Lebens schon die eine oder andere Theorie aufgestellt und tatsächlich war diese Idee auch dabei. Und auch wenn ich vorher schon meinen Verdacht hatte, hat es Spaß gemacht, es auf mich zukommen zu lassen.

Ich glaube, mein größtes "Problem" mit dem Buch war, dass meine Erwartungen anhand des Klappentextes einfach komplett anders waren als das, was "Windmädchen" letztendlich ist. Ich dachte, die Geschichte wäre irgendwie mysteriöser, vielleicht sogar ein wenig übernatürlich (wobei das Cover dafür ein wenig zu ’normal‘ aussieht) und eben keine ruhige Erzählung. Letztendlich kann Kai Aline Hula also gar nichts dafür, dass sie mich nicht fesseln konnte, ich bin einfach falsch an die Sache heran gegangen. Daher fällt meine abschließende Bewertung auch nicht so schlecht aus, wie man anhand meiner Worte vielleicht denken könnte. Denn wenn man meinen persönlichen Geschmack ein wenig vernachlässigt, ist "Windmädchen" ein wirklich gutes Buch.

 

// Schlusswort //

"Windmädchen" von Kai Aline Hula ist ein gelungenes Jugend-Buch, das alles in allem sehr ruhig, aber dennoch spannend daher kommt. Die Geschichte um ein unsichtbares Mädchen kann mitreißen und lässt einen miträtseln. Auch wenn es für mich nicht ganz das Richtige war, kann ich es doch guten Gewissens weiter empfehlen.