Rezension

Ein berührender Jugendroman für Jung und Alt

Atme nicht - Jennifer R. Hubbard

Atme nicht
von Jennifer R. Hubbard

Weiterhin ist es für mich ein großer Genuss, Jugendbücher zu lesen, die in der realen Welt spielen.
Mit "Atme nicht" von Jennifer R. Hubbard bin ich auf einen Jugendroman gestoßen, der es wirklich wert ist, mich auf mein Sofa zu begleiten.
Erzählt wird die berührende Geschichte eines Jungen, der sich nach einem Selbstmordversuch auf der geschlossenen Station einer Psychiatrie wieder findet und dessen Leben sich dadurch von Grund auf ändert. Wie verzweifelt muss ein junger Mensch sein, wenn er sein Leben beenden will?
Einziger Rückzugsort nach der Klinikentlassung sind sein Zimmer sowie ein Wasserfall, der in der Nähe seines Elternhauses zu finden ist. Hier fühlt sich der Jugendliche völlig frei und hofft, die negativen Gedanken, die er in sich trägt, herausspülen zu können. Menschlichen Kontakt hält er lediglich online zu zwei Patienten der geschlossenen Station.
Im Schulalltag sondert er sich von seinen Mitschülern ab und wird von nun an, als der seltsame Klassenkamerad aus der Klapse hingestellt. 
Ein Mädchen fühlt sich jedoch in seinen Bann gezogen und so freunden sich die beiden nach und nach miteinander an. Liegt es vielleicht daran, dass auch der Vater des Mädchens seinerzeit Suizid begangen hat?
Die Autorin schafft es, mit viel Gefühl und sprachlichem Geschick, insbesondere die Gedanken des Jungens dem Leser näher zu bringen. Auch lernt der Leser durch viele Rückblenden die Charaktere der Hauptprotagonisten bis ins kleinste Detail kennen. Jennifer R. Hubbard versteht es des Weiteren, Situationen so zu schildern, dass sie tief unter die Haut gehen oder man an so mancher Stelle den Atem anhält. Besonders intensiv ist beispielsweise die Beschreibung der herunter stürzenden Wassermassen des Wasserfalls. Tausende von feinen Nadelstichen durchdringen dabei den eigenen Körper.

Jennifer R. Hubbard ist es gelungen, den jungen Leser einzuladen, sein eigenes Leben zu reflektieren oder aber den schon älteren Leser, wie ich es bin, die eigene Vergangenheit noch einmal genauer zu betrachten. Hat man vielleicht Glück gehabt, dass man das eigene junge Leben nicht mit einem Selbstmord beenden wollte oder was kann man selbst dafür tun, dass das Leben nicht aus den Fugen gerät und wenn doch, zu schauen, wer einem wirklich zur Seite stehen kann, um zu helfen.
Ein ergreifender Jugendroman für Jung und Alt.