Rezension

Ein besonderer Roman über das Erwachsen von Frauen in den 60er Jahren in Frankreich

Es ist ein Mädchen -

Es ist ein Mädchen
von Camille Laurens

Bewertet mit 5 Sternen

Folgender Satz ist so relevant für dieses Buch „Haben Sie Kinder?, wird der Vater gefragt. Nein, ich habe zwei Mädchen, antwortet er.“

Die Geschichte beginnt in den 60er Jahren in Frankreich, genau genommen in der Gemeinde Rouen. Wir lernen unsere Hauptprotagonistin Laurence kennen, die zur Welt kommt. Wir begleiten sie durch ihr ganzes Leben und erfahren wie es für sie war, insbesondere für den Vater, ein Mädchen zu sein. Laurence hat eine ältere Schwester und der Vater wollte immer einen Sohn haben. Man kann schon sagen, dass man seine pure Enttäuschung spürt und vor allem seine Abwertung von Mädchen. Allgemein ist ihr Elternhaus nicht besonders von emotionaler Bindung und Wertschätzung geprägt, es herrschen eher klassische Rollenverteilungen. Vor allem sollte man heiraten bevor man 25 wird, sonst wird es zu spät.

Die Geschichte ist in drei Phasen eingeteilt, und wir erleben wie Laurence heranwächst, wie sie ein Kind bekommt, das sie leider wieder verliert und dann wieder schwanger wird und ihre Tochter Alice auf die Welt bringt. Der Tod des erstgeborenen wird auch die Beziehung zu Alice beeinflussen. Dann begleiten wir gegen Ende des Buches auch Alice und ihre Entwicklung, die ganz anders sein wird als die ihrer Mutter Laurence...

Meine Meinung:

Als ich das Buch in der Vorschau des dtv-Verlages gesehen habe, war ich sofort neugierig und hatte den Eindruck, das könnte ein besonders gutes Buch werden. So war es dann auch. Das Buch hat mich sehr bewegt und beeindruckt.

Einerseits geht es um das Bild und der der Rolle der Frau in den 1960ern in Frankreich, andererseits geht es auch um die Befreiung aus diesen Strukturen und wie es sich letztendlich auch auf die Folgegenerationen auswirkt. Interessant ist, dass die Gesellschaft auch heute noch nach über 60 Jahren weiterhin diesen Stereotype durchaus bedient.

Der Schreibstil ist toll zu lese, sehr außergewöhnlich und intensiv. Die Geschichte berührt sehr und auch wenn man wie ich in den 80ern geboren und aufgewachsen ist, hat man parallelen und an der eine oder anderen Stelle musste ich auch schmunzeln.

Ich möchte aber auch noch erwähnen, dass das Buch einen auch Triggern kann, da hier sehr schwere Themen wie Tod, Verlust und Missbrauch behandelt werden.

Das Cover gefällt mir sehr gut und ist auch passend zur Geschichte gestaltet.

Ein absolute lesenswertes Buch, das mich noch eine Zeit beschäftigen wird. Ich bedanke mich ganz herzlich beim bezaubernden dtv Verlag, der mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.