Rezension

Ein besonderes Mädchen

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht -

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht
von Simone Keil

Bewertet mit 4 Sternen

Miyo ist die Tochter des Puppenmachers Kazuki Kobayashi und seiner schwermütigen Frau. Er liebt seine Tochter über alles, von der Mutter hat Miyo leider sehr wenig. Mr. Kobayashi hat in der Vergangenheit einen Vertrag mit dem unheimlichen Advokaten Francis Fairweather geschlossen. Zu jeder Jahreszeit erhält dieser ein unschuldiges Kind von Mr. Kobayashi. Bisher waren dies immer die Puppen. Doch nach Miyos Geburt verlangt er das neugeborene Baby. Mr. Kobayashi stellt von nun an Porzellanmasken für Miyo her, die sie vor dem Advokaten verbergen. Für Miyo bedeutet die Maske zwar erst einmal Sicherheit, aber sie führt gleichzeitig ein einsames Leben, und sie darf nicht so aufwachsen wie andere Kinder. Doch Fairweather gibt so schnell nicht auf und ist fortan auf der Suche nach Miyo und fordert die Einhaltung des Vertrages ein. Das Schicksal meint es nicht gut für Miyo und nach dem Tod der Eltern muss sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Dabei begegnet sie alten Freunden, Menschen, die es nicht gut mit ihr meinen, und findet aber auch immer wieder neue Freunde.

Das Cover hat mir vom ersten Augenblick an sehr gut gefallen. Es ist wunderschön gestaltet, wirkt edel und zieht die Blicke auf sich.

Der Schreibstil ist eher ruhig und entspannt. Trotzdem gelingt es der Autorin einen Spannungsbogen aufzubauen. Meiner Meinung nach erzeugt die Geschichte eine besondere Atmosphäre, stellenweise herrscht eine gewisse Melancholie und Traurigkeit, aber trotzdem wird ein gewisses Wohlfühlgefühlt erzeugt.

Die Figuren im Buch sind sehr interessant, glaubwürdig und liebenswürdig. Meine Lieblingscharaktere sind die Haushälterin Miss Whittles und irgendwie auch Lady Strix. Obwohl ich diese lange Zeit etwas unheimlich gefunden habe. Die dubiose Sammelleidenschaft von Francis Fairweather war sehr gruselig, wie eigentlich der ganze Charakter an sich.

Das Gesamtkonzept der Geschichte passt sehr gut, die Autorin bleibt im gesamten Buch ihrer Linie treu, alles ist irgendwie stimmig. Trotzdem hätte ich an einigen Stellen etwas mehr Erklärungen und etwas mehr Tiefe gut gefunden. Einige Geschehnisse werden zu schnell abgehandelt und nicht erklärt. Interessant habe ich auch die kleinen geschichtlichen und realen Hintergründe in den Randnotizen gefunden.

Natürlich freue ich mich über ein Happy End für Miyo, denn das hat sie sich mehr als verdient. Das Ende ging viel zu schnell und war wie bei vielen Sachen etwas unverständlich. Das Miyos eigene Emotionen; also ihre Tränen die Maske zum Zerfallen gebracht haben, fand ich sehr schön gewählt, aber trotzdem etwas zu wenig. Mir war in diesem Moment nicht mehr bewusst, ob Miyo in der gesamten Geschichte sonst nie eine Träne vergossen hat.

Der Verlust von Miyos Unschuld als Begründung für die Beendigung des Vertrages ist irgendwie unpassend. Hat sie diese wirklich so schnell "verloren", oder ist damit im weiteren Sinne die Liebe zum Clown gemeint? Die Autorin lässt leider vieles unkommentiert, bzw. unerklärt. Dem Leser bleibt nur die Wahl es so hinzunehmen, oder sich seine eigene Erklärung auszusuchen. Es wird zwar am Anfang in der Geschichte geschrieben, das Fairweather zu jeder Jahreszeit eins der unschuldigen Kinder von Miyos Vater zu bekommen hat. Doch es wird nicht weiter auf das Wort "unschuldig" eingegangen, und man schenkt diesem Wort dann auch überhaupt keine Bedeutung. Bis eben zu dem Moment am Ende. Es passt natürlich alles zusammen. Aber bis dieser Moment der Erkenntnis kommt, hat es bei mir etwas gedauert. Und ich war zunächst etwas "enttäuscht" beim Lesen.

Wer der Clown nun tatsächlich ist, das erwähnt die Autorin mit keinem Wort. Für mich ist es eindeutig Max. Denn alle anderen Personen, die eine wichtige Rolle in Mioys Leben hatten, sind auch wieder aufgetaucht. Und vom Gefühl her kann es auch gar nicht anders sein. Sie hat ihn damals zu seinem eigenen Schutz so schlecht behandelt, was er natürlich nie erfahren hat. Aus diesem Grund war er nun auch nicht gut auf sie zu sprechen und sie abgelehnt und war grob zu ihr.

Francis Fairweather ist zwar sauer darüber, das er Miyo nun nicht erhält, aber er ist ein Geschäftsmann und hält sich an den Vertrag. Schließlich ist er ja auch irgendwie selber Schuld, das es nicht schon viel früher zur Vertragseinlösung gekommen ist. Er hat ja "getrödelt", und anderen Angelegenheiten den Vorrang gelassen.

Insgesamt hat mir die Geschichte aber doch sehr gut gefallen, auch wenn es Höhen und Tiefen gab und die Geschichte manchmal etwas oberflächlich war. Die Idee der Autorin hat auf jeden Fall Potential. Außerdem wird eine tolle Botschaft vermittelt, nämlich die Hoffnung niemals zu verlieren und auch ein bisschen an Wunder zu glauben.