Rezension

Ein düsteres Märchen um ein Mädchen, das sich nicht mehr vor der Welt verstecken will

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht -

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht
von Simone Keil

Miyo ist das Kind eines Puppenmachers aus London und seiner unter Schwermut leidenden Frau. Ihr Vater ging schon vor Miyos Geburt einen verhängnisvollen Vertrag mit einem zwielichtigen Anwalt ein, der nun auf die Auslieferung des neugeborenen Kindes besteht. Miyos Leben wäre in Gefahr, würde sie in die Fänge des finsteren Mannes geraten. Der Puppenmacher sucht fieberhaft nach einer Lösung, da auch die Flucht aus London ihn und seine Familie nicht für immer schützen wird. Über Jahre tüftelt er in einem abgelegenen Haus fieberhaft an einer Maske aus Porzellan, die die Identität des Mädchens dauerhaft verschleiern soll. Endlich gelingt es ihm und Miyo erhält ein wunderschönes, aber starres, lebloses Antlitz, das fortan wie eine Mauer zwischen ihr und der Welt steht. Ihre Rolle als Außenseiterin wird ihr erstmals so richtig bewusst, als sie nach dem Tod ihrer Eltern in eine fragwürdige Mädchenschule kommt. Schülerinnen und Schulleiterin wissen sie nicht einzuordnen, fürchten und verachten Miyo vom ersten Moment an. Keiner versteht was in ihr vorgeht und immer wieder wird sie deshalb gemieden oder sogar schwer misshandelt. Erneut flieht Miyo in eine ungewisse Zukunft...

Dieses Buch war wirklich ungewöhnlich. Die melancholische, düstere Geschichte Miyos liegt irgendwo zwischen Fantasy und brutaler Wirklichkeit. Dennoch finden sich immer wieder Lichtblicke, die Miyo Hoffnung und Zuversicht geben. Vertrauen, dass das Leben einmal besser sein wird. Das berührt auch den Lesenden. Die bedrückenden Schilderungen tun zum Teil weh und dennoch möchte man wissen, wie es weitergeht. Mit Miyo, mit ihren Freunden. Einmal in der Geschichte angekommen, konnte ich das Buch daher kaum noch weglegen. Zu spannend waren die vielen Wendungen und Neuanfänge, das Wiedersehen mit alten Bekannten oder die endgültigen Verluste. Beim Ende bin ich etwas unentschieden, ob es die Geschichte aus meiner Sicht wirklich abrunden konnte. Das will ich dem Roman aber nicht negativ auslegen und lege dieses Buch jedem ans Herz, der düstere Märchen liebt.