Rezension

Ein bewegtes Leben

Ich bin ich - Micha Ela

Ich bin ich
von Micha Ela

Bewertet mit 4 Sternen

Taschenbuch: 122 Seiten
Verlag: Verlag 3.0 Zsolt Majsai (5. Mai 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3956671746

Ein bewegtes Leben

Inhalt:
Michaela wird in den 1980er Jahren als Michael geboren. Er wächst in einer relativ liebevollen Pflegefamilie auf, bis er für schwul gehalten wird. In der Psychiatrie soll er davon geheilt werden. Danach lebt er im Jugendheim in Osnabrück. Es wird immer klarer, dass Michael nicht schwul ist, sondern Michaela transsexuell, also eine Frau in einem männlichen Körper. Michaels Leidenschaft war das Ballett, aber männliche Rollen will Michaela nicht mehr tanzen, weibliche bekommt sie nicht. So landet sie schließlich beim Travestie-Cabaret, hat verschiedene Engagements und andere Jobs, verdient gut und genießt Ansehen. Doch es gibt immer wieder Rückschläge, Krankheiten, häufig wechselnde Partnerschaften, Verbrechen. Michaela lässt sich nicht unterkriegen. Mit einem erstaunlichen Optimismus meistert sie ihr nicht ganz gewöhnliches Leben.

Meine Meinung:
Mit einer bewundernswerten Offenheit lässt Micha Ela uns an ihrem bewegten und bewegenden Lebensweg teilhaben. Dieses Buch ist nicht wirklich eine Autobiografie - dafür ist die Erzählung zu fragmentarisch und auch nicht immer zeitlich genau eingeordnet. Doch das spielt ja keine Rolle. Der Inhalt zählt, und der lässt sich leicht und locker lesen und hat mein Interesse für diese bemerkenswerte Frau geweckt. Micha Elas Weg ist nicht der einer typischen Transfrau, denn die gibt es gar nicht. So wie jeder Cis-Mensch etwas Besonderes ist, ist es auch jeder Transmensch.

Geh deinen ganz eigenen Weg und glaube an dich - du wirst es schaffen! (S. 12)

Micha Ela arrangiert sich mit allen Widrigkeiten ihres Lebens und geht gestärkt daraus hervor. Von ihrem Lebensmut könnte man sich eine Scheibe abschneiden! Sie jammert nicht rum, sondern erzählt einfach, was Sache ist. Das macht es für den Leser so angenehm, sich mit einem schwierigen (Tabu-) Thema zu befassen.

Und jetzt gab es plötzlich nur noch einen Hungerlohn. Ich musste mich vollständig umstellen, aber positives Denken war glücklicherweise immer schon meine Stärke gewesen und hatte mir bei all meinen Problemen, und davon gab es zeit meines Lebens immer genug, geholfen. (S.86)

Ab S. 113 gibt es Anmerkungen zu den wenigen im Text durch kleine, hochgestellte Zahlen markierten Stellen. Da diese Anmerkungen aber längere Abschnitte sind, unterbrechen sie den Lesefluss ein wenig.

Im Übrigen hätte ich es schön gefunden, wenn die Erzählung ein kleines bisschen emotionaler gewesen wäre. Zuweilen wirkt es doch etwas lapidar.

Alles in Allem ist es aber ein ganz wunderbares Buch, das ich gerne gelesen habe, das mich zum Nachdenken und auch mal zum Schmunzeln gebracht hat und vor allem dazu, diese starke Frau einfach zu bewundern.

Fazit:
Ein interessantes Leben, locker beschrieben, leicht zu lesen. Für alle, die sich für andere Menschen interessieren, sehr zu empfehlen.