Rezension

Ein Buch, das mich begeistert hat!

Wir werden jung sein -

Wir werden jung sein
von Maxim Leo

Bewertet mit 5 Sternen

Ein besonderes Buch, eine großartige Geschichte!

Sommer 2024

Für den 16-jährigen Jakob, der aufgrund einer angeborenen Krankheit schon immer nur dabei statt mittendrin war, beginnt eine neue Zeit, denn Marie beginnt sich für ihn zu interessieren. 

Wenger zieht auf seinem 80. Geburtstag ebenfalls Interesse auf sich, und zwar das seiner Familie, als er ihnen mitteilt, dass bei ihm eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wurde und seine Tage gezählt sind. 

Anders geht es den jungen Frauen Jenny, die nach unzähligen Versuchen und Behandlungen nun doch endlich schwanger wird und der ehemaligen Leistungsschwimmerin Verena, die mit Mitte 30 bei einem Show-Wettkampf plötzlich einen neuen Rekord aufstellt.

Sie alle sind Probanden einer Studie für ein Herzmedikament von Professor Martin Mosländer an der Charité. 

Der Rekord einer ehemaligen Olympionikin sorgt für Unruhe. Es gilt den Verdacht des Dopings zu entkräften und so werden zahlreiche Untersuchungen vorgenommen. Diese ergeben, dass das Medikament der Studie als Nebenwirkung eine Verjüngung zur Folge hat. Und diese Verjüngung ist nicht nur bei Verena festzustellen, auch Jakob, Wenger und Jenny sind durch das Medikament biologisch um acht Jahre jünger geworden.

 

Es ist der Beginn vieler Diskussionen, der Austausch unterschiedlichster Meinungen und das Aufeinandertreffen gegensätzlicher Interessensgruppen, als die Öffentlichkeit von dem Medikament zur Verjüngung erfährt. 

 

„Ich meine, es ist vermutlich eine der komplextesten Fragen, die es gibt. Das ewige Leben!“ (S. 214)

 

Jung, leistungsfähig und quasi alterslos zu sein, wird oft als erstrebenswertes Ziel vermittelt und ein Medikament, dass dies ermöglicht, scheint zum Greifen nah. 

Aber welche Konsequenzen hat es, wenn niemand mehr stirbt? 

Was bedeutet es für die Gesellschaft, die Umwelt, wenn das Alter selbst bestimmt werden kann? 

„Mit anderen Worten: Wenn wir keinen tödlichen Unfall haben, nicht ermordet werden oder uns selbst umbringen, werden wir ewig leben.“ (S. 105)

Und wer sollte darüber entscheiden, ob so ein Medikament verfügbar sein darf? 

Die Politik, Glaubensgemeinschaften, Ethikkommissionen, Lobbyisten? 

Wer gewinnt und wer verliert – und was ist mit den Menschen, die keinen Zugriff auf das ewige Leben haben? 

„Na, …, dass man sein Alter kaufen kann, dass alles zur Ware wird.“ (S. 120)

Maxim Leo stellt alle diese Fragen und noch viele mehr. Er beschreibt eindringlich und nachvollziehbar, welche Auswirkungen es haben könnte, wenn jeder Mensch sein Alter selbst bestimmen kann. Das Buch ist mich fachlicher Unterstützung aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen entstanden. Die medizinischen Prozesse, die beschrieben werden, verwirren nicht, sondern lesen sich sehr schlüssig. 

 

Mir haben die Protagonist*innen gut gefallen. Jede einzelne Geschichte scheint aus dem Leben zu sein, die Charaktere sind gut beschrieben, ihr Handeln erklärbar – und Maxim Leo gelingt es vortrefflich, am Ende des Buches für jede Schlüsselfigur eine passende Situation zu schaffen. 

 

„Was meinst du“, fragte Verena, „wovon träumen die meisten Menschen?“ (S. 268)

Maxim Leo hat eine großartige, gut lesbare und kluge Geschichte geschrieben, die mich begeistert und nachdenklich gemacht hat. 

Ganz große Leseempfehlung!