Rezension

Ein Buch, dessen Lektüre Spaß macht – und dessen Figuren man nicht vergessen wird

Die weiteren Aussichten - Robert Seethaler

Die weiteren Aussichten
von Robert Seethaler

Bewertet mit 5 Sternen

»Die weiteren Aussichten« ist Robert Seethalers zweiter Roman, wie seine anderen Bücher bei Kein & Aber erschienen (ich habe die Lizenzausgabe von Goldmann gelesen). »Robert Seethaler erzählt mit trockenem Humor, liebevoll und ganz dicht dran an seinen Figuren«, heißt es auf der Buchrückseite zu Recht. Seethaler erreicht dies u. a., indem die Sprache des Buchs so gewählt ist, dass auch die erzählenden Passagen (in denen der auktoriale Erzähler spricht) so, mit diesen Worten, von den Hauptfiguren gesprochen sein könnten. Dabei hat »Die weiteren Aussichten« eine sprachliche Dichte wie Seethalers andere Bücher: Bilder erstehen vor dem geistigen Auge des Lesers (und der Leserin), welche die Personen des Romans nah an ihn (und sie) heranrücken.

Seethaler erzählt die Geschichte von Herbert Szevko, Hilde Matusovsky und Herberts Mutter – wobei Zierfisch Georg nicht zu vergessen ist, der immer in irgendeinem Behältnis dabei ist. Herbert und seine Mutter versehen den Dienst auf einer Tankstelle; als Hilde vorbeigeradelt kommt, folgt Herbert ihr zu Fuß. Er findet sie im Hallenbad der nahe gelegenen Ortschaft, wo sie putzt. Um Eindruck auf sie zu machen, begibt sich Herbert – der nicht so recht weiß, ob er schwimmen kann – voller Schwung zum 5-Meter-Brett, mangels Badehose mit seiner Unterhose bekleidet: »Wenn die Entschlossenheit in einem wühlt, ist nämlich oft sogar die Schwerkraft kein Thema mehr.« (S. 47) Zurück kann er dann nicht mehr – denn er rutscht auf dem Brett aus, schlägt im Fallen mit dem Kopf daran und stürzt ins Wasser: woraus Hilde ihn rettet. So ist die Bekanntschaft gemacht.

Es gibt ein erstes Date – bei einem Volksfest, wo die »lustigen Heububen«, inzwischen um die 50, glatzköpfig und dickbäuchig, für die Musik sorgen. Hilde wird, zum Missfallen von Herberts Mutter, in die Tankstelle ziehen, doch der Fortgang der Ereignisse wird dazu führen, dass alle drei – samt Georg natürlich – die Tankstelle verlassen. Herbert wird, mehr spontan als überlegt, die Federführung übernehmen, ganz nach dem Motto: Irgendwie geht es immer weiter: Herbert ist einer, »der den Weg weiß, ohne ihn zu kennen; der imstande ist, für sich und die beiden Frauen an seiner Seite die Verantwortung zu tragen«. Wenn es darauf ankommt, muss Hilde dann mal wieder den Herbert retten… Die Situation ist schließlich ziemlich verfahren – und Leserin und Leser sind gespannt, welche Lösung es daraus geben mag.

In der Beschreibung der Hauptfiguren, den Einsichten, die sie (oder der Autor) zum Besten geben, der Zeichnung der weiteren Figuren ist das Buch voller Humor. Es macht Spaß, es zu lesen – und man wird Hilde, Herbert, Frau Szevko und Georg nicht so leicht vergessen.